Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1923) (23)

34 III. Die Seelsorge bis zum Untergang des Klosters. und bestimmte, daß nur ein Bündner Bischof oder Domherr in Chur werden dürfe. Der Bischof hatte sich in seinen Bistumanteil in Tirol geflüchtet und die Domherren brachten die Wertsachen der Domkirche in Si- cherheit. Der hervorragendste Vertreter des katholischen Glaubens in Chur war der Abt Theodor des Klosters St. Luzi. Wegen seiner Bescheidenheit, Gelehrsamkeit und Beredsamkeit stand er in allgemei- ner Hochachtung. Er verteidigte die katholische Lehre auf dem Bun- destage in Jlanz. Sein Rat und seine Vermittlung in politischen An- gelegenheiten war von den Bündnern öfters in Anspruch genommen worden- aber der Haß der Prädilanten hetzte das Volk gegen ihn auf und unter dem erlogenen Vorwand, als sinne er nach Graubün- dens Untergang, fiel er der Volkswut zum Opfer. Seine Familie stammte aus Davos, hatte sich aber in Chur niedergelassen. ?. Theo- dor war dort in das Kloster eingetreten und i. I. 1515 zum Abt gewählt worden. Über seine Hinrichtung haben wir den Bericht eines Augenzeugen, nämlich des Johann Winterthur, Kaplans in Feldkirch, der damals eben in Chur anwesend war und der entsetzlichen Folterung des from- men Abtes beiwohnen durfte. Er berichtete den Vorgang an den Abt von Weißenau: Dem Abt wurden drei Verfehlungen vorgeworfen, daß er näm- lich die Messe nicht habe aufgeben wollen, daß er die Kirchengefäße des Klosters geflüchtet habe und den Dekan Johann Angelus von Mazzo im Veltlin (den späteren Papst Pius IV.) zum Bischof von Chur habe machen wollen. Die Zurückweisung dieser „Anschuldigmi- gen" wären dem Angeklagten nicht schwer gefallen, wenn man ihm Gelegenheit zur Verteidigung gegeben hätte; „aber es sind die Zwing- lischen in und außer der Stadt so geschwind gewesen und in ihren heimlichen Räten verhandelt, wie sie den guten, frommen Abt um Ehre, Leben und Gut brächten. Da haben sie den frommen Mann am Feste der Beschneidung (1. Jänner) in der Nacht aus dem Schlafe in seinem Kloster gefangen genommen und in die Stadt Chur ge- führt und allda in eines Bürgers Haus an zwei eiserne Ketten ge- legt und bei Tag und Nacht mit 6 Knechten verhüten lassen, bis auf den Tag der hl. Agnes (21. Jänner). Da hat auch der eid- genössische Landvogt im Sarganserland, Ulrich Staub von Zug, dem Abt von Pfäfers und den Domherren von Chur versprochen, nichts
	        

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