Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1923) (23)

IX. Vom Zehenten. 137 sant Michels des hl. Erzcngelstag Nach der 
gepurt Crisli unsers Herrn fünfzehn- hundert und jm ain und fünszigisten Jare. Im Jahre 16VZ verlauste P. Simon Maurer, Abt und Pfarrer von Ben- dern, den Ruggellern den Korn- und Flachszehnten für die Zeit seiner Verwaltung um jährlich 7ll Gulden, „das Korn gerate wohl oder übel oder gar nicht." Jm Jahre 1642 entstand ein Streit zwischen dem Abt Johann 
und dem Grafen von Hohenems zu Vaduz wegen des sogenannten Novalzehnten. Das Klo- ster St. Luz> hatte in Bendern allen Zehnten, den großen und den kleinen, d. h. von den Lämmern, Kälbern und Zicklein, und von den Früchten. Von den 
Wie- sen, Stauden und Wäldern bezog es keinen Zehnten. Ader wenn durch Rodung und Umbau neuer Pslanzboden gewonnen wurde, muhte von diesem neuen Kultur- boden, den man Nooale nannte, der Zehent entrichtet werden; daher der Name Novalzehent. Wegen dieses Zehnten entstand der Streit, indem 
das Kloster allen Novalzehnten 
für sich verlangte, während der Graf ihm nur die Hülste „aus Gnade" zugestehen wollte. Der damalige Psarrer und Administrator von Ben- dern P. Bonaventura Schalt meinte, 
man solle dem Grafen den halben Zehn- ten aus dem Neugereut 
auf Krist überlassen, aber nur unterdessen und aus Ge- fälligkeit, um unliebsamen Händeln vorzubeugen. Den Zehnten von den neuen Feldern von Wiedau unter Ruggell verlieh er auf 3 Jahre an Hans Buche! und Jakob Fehr von Ruggell für einen jährlichen Zins von 6 Schäffel Haber. 5 Jahre blieb 
die Streitsache ruhen und nahm der Pfarrer von Bendern den Zehnten zu Handen. Aber i. I. 1647 wurde dem Landwaibel 
der Herrschast Schellenberg vom Oberamt befohlen, den strittigen Zehnten 
auf Kristbüchel in Verwahrung zu nehmen, bis 
eine Entscheidung von Chur 
gekommen sein würde. Der gute Landweibel Peter Brendli von Rofenberg zeigte dies den „Edlen, 
Be- sten, Ehrwürdigen genstlichen Herrn 
Bonafentur schall, Psarher zu Bendteren, seinen hochgeehrten Herrn" an. Bald darauf erschienen in 
der Taselstube des Pfarrhauses zu Bendern der kaiserliche Notar Dr. Schalk mit Zeugen bei den Patres P. Bonaventura Schalk, Psarrer, und P. Franz Rogg, Psarrhelser, beide aus 
dem Kloster Roggenburg in Schwaben. Mit dem Pater waren auch erschienen der Landvogt Jakob Sand- holzer von 
und zu Zundersderg, der amtierende Landammann der Herrschaft Schellenberg Hans Hopp, der abgetretene Landammann Adam Ohri und der Lnnd- schreiber von Schellcnberg Peter Brendli. Der Notar erklärte namens des Gra- fen, die Patres 
sollten sich nicht mehr unterstehen, 
wie seit 5 Jahren geschehen, den Novalzehnten 
von Kristberg einzuziehen, 
was an Wein oder Korn gefallen sein werde, sondern den halben Teil dem Grafen als Landesherren überlassen, wie sein hochseliger Vater, der 
Graf Caspar v. Hohenems 
es zu Balzers mit dem dortigen Pfarrer und der jetzige Graf mit dem Prälaten von Pfäfers megen Eschen und mit dem Prälaten von Weingarten wegen Mauren und mit dem Dom- kapitel von Chur wegen Schaaner Novalzehnten abgemacht habe und zwar mit Ein- willigung 
des Bischofs. Widrigenfalls würde der Graf keine Stauden mehr nus- reuten 
und zu Kulturboden machen und die Kulturen 
auf Kristbüchel wieder aus- reihen lassen; er hätte dann auch dort wieder die Jagd.
	        

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