Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1922) (22)

Assen und Menschen; aber je länger die Herren suchen, desto weiter sind sie von ihrem Ziele entfernt. Kaum ein anderer Latz aus dem Glaubensbekenntnisse der Darwinianer ist in so weiten Kreisen be- kannt geworden, wie die Behauptung von der tierischen Abstammung des Menschen, der Lieblingsgedanke aller Materialisten. Wie man sich aber den Vorgang der Entwicklung des Menschen aus dem Tiere zu denken hat, darüber besteht unter den Darwinianern selbst der größte Widerspruch. Db der Mensch mit dem Affen denselben Stamm- vater gehabt habe, oder ob er aus dem Affen entstanden sei? ob unser würdiger Ahnherr behaart oder unbehaart gewesen? wo es geschehen sei, daß ein Sprößling der Affenwelt den Sprung zum Menschentum gemacht habe? In allem verschiedene Meinungen! Die Einen geben an, der erste Affenmensch sei in Afrika aufgetreten, die Anderen, es sei dies in Europa, Andere, es sei in der Polargegend, Andere, es sei in den Hochgebirgen, Andere, es sei in Südasien, Andere, es sei auf einer im Indischen Ozean versunkenen Insel geschehen. Hoch gingen die Wogen der Begeisterung, als in der Mitte der 50 er Iahre im Neandertale bei Düsseldorf unter einer 2 Meter dicken Tonschicht ein Schädel gefunden wurde, von dem man Kaum zu sagen wußte, ob es ein Affen- oder ein Menschenschädel sei, weil ein großer Teil desselben fehlte. Bald hieß es also, er sei das Mittel- glied zwischen Affen- und Menschenschädel. Und gleich wurde auch sein Alter bestimmt — gegen 500.000 Iahre! heute spricht Kein Mensch mehr von diesem Wunderschädel, weil genauere Untersuchungen ihn als echten Menschenschädsl erkennen ließen. Uebrigens ließe sich ohnehin von einem abnormalen Schädel nicht auf alle Schädel jener Zeit schließen, so wenig als man annehmen dürfte, daß alle Menschen buckelig waren, wenn man aus einem Grabe einmal einen Buckeligen ausgraben würde. Noch manche andere Schädel aus allen Weltgegenden wurden auf ihre tierischen Merkmals untersucht. Das Resultat dieser hochwissen- schaftlichen Untersuchungen hat der berühmte Forscher virchow an einem Iubiläumsfeste der Naturforscher in München ausgesprochen, indem er wörtlich sagte: ,,Noch vor 10 Iahren, wenn man etwa einen Schädel im Torf fand oder in Pfahlbauten oder in alten höhlen, glaubte man, wunderbare Merkmale eines wilden, noch ganz un- entwickelten Zustandes an ihm zu sehen. Man witterte eben Affen- lust. Allein das hat sich allmählich immer mehr verloren. Die-alten
	        

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