— 109 — der Patronin des Lehrstandes, und mit der HI. Barbara, der Patronin des Wehrstandes. Daher der Spruch: S'Gretli mit dem Wurm, S'Babi mit dem Thurm, S'Kcühri mit dem Rüoli Sind drei hmlige Mädli. Viehzucht und Alpwirtschaft waren der jetzigen ähnlich. Der Hirtendicnst war sehr geachtet und wurde mit einer gewissen An- zahl Käse bezahlt. Die Alpen waren in früheren Jahrhunderten durch schöne Wälder geschützt und darum viel milder als jetzt. Gemeinsame Ställe gab es nicht; unter dem dichten Dache der Wälder fand das Vieh genügenden Schutz. Die verhängnisvolle Thorheit, die Alpen dieses Schutzes zu berauben, sogar die soge- nannten Wettertannen, die die Alten heilig gehalten, zu fällen, blieb einem 19. Jahrhundert vorbehalten. Jetzt läßt man die armen Tiere oft förmlich erfrieren und verhungern! Jedenfalls eine sehr Praktische Methode der Viehzucht. Wie milde das Klima in
den Höhen früher war, geht schon aus der Thatsache hervor, daß am Triesenberg Weinbau betrieben wurde. Die Milch wurde ein- oder zweimal des Sommers gemessen; . das geschah auf der „Meßwaid". Sehr bedeutend war, wie schon erwähnt, die Schweinezucht; in Herden wurden die Schweine in den großen Eichenwäldern ge- hütet. Die Schafzucht wurde der Wolle wegen besonders betrieben, und die Wolle von
den Frauen und Töchtern selbst zu Kleidern verarbeitet. Sehr ausgedehnt war
die Hühnerzucht, wie die Ab- gaben
an Hennen und Eiern beweisen, und vor allem die Bienen- zucht, die damals ein bedeutendes Erträgnis brachte und wofür besondere Gesetze, das „Brenenrecht" bestanden. Man hielt Bienen sowohl
des Honigs als des Wachses wegen. Des Wachses be- dürfte man zum Licht,
des Honigs zum Versüßen der Speisen, da
der Zucker damals ein sehr teurer Artikel war.
Ein Pfund Zucker kostete soviel als ein großes Schwein; ein fetter Ochs war billiger zu bekommen als zwei Ellen vom billigsten Sammet, und ein Pferd billiger als
ein Pfund Safran. Was man selbst pro- duzierte war billig, was man importierte sehr teuer. Ein Schaf galt 3 Schillinge, d. i. etwa
30 Heller.