Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1902) (2)

— 108 — einen bepfropften Baum umhieb, mußte 
den 12jährigen Ertrag als 
Schadenersatz leisten; auch 
der Obstdiebstahl wurde schwer be- straft. Der Most war sehr beliebt 
und ersetzte nicht selten den Wein, wie das gedörrte Obst das Brot ersetzen mußte in Jahren, wo das Korn nicht geriet. Mit besonderer Vorliebe wurde der Wein gezogen. Die Behandlung der Nebe war 
genau dieselbe wie heute. Die Halde von St. Mamerten bis Matschiels war früher fast ganz mit Reben bedeckt. Hanf und Flachs wurden in großen Mengen gebaut. Die Hanf- und Flachsarbeiten lagen den Frauen 
ob; sie mußten auch spinnen, weben und Kleidungsstücke fertigen. Getreidearten waren: Waizen, Spelt, 
Roggen, Gerste, Hafer und verschiedene Sorten von Bohnen. Auf einem Acker wurde das eine Jahr Winter-, das andere Jahr 
Sommerkorn gesäet und im dritten Jahr ließ man ihn brach liegen. Das um das Haus liegende eingezäunte Gut, 
das meist mit Obstbäumen bepflanzt war, hieß „Bündt" (von binden, zäunen); die drei Abteilungen des Feldes, von denen eine abwechselnd für Sommerfrucht, die andere für Winterkorn und die dritte zum Brachliegen und zur gemeinsamen 
Weide bestimmt war, 
hießen „Esche"; jenes Gebiet, das mehrere Jahre nach einander brach liegen blieb, hieß „Egerten". Auch auf Privatwiesen war oft im Frühling und Herbst 
gemein- same Atzung. 
Im 15. Jahrhundert fing man an, einen Teil des Brachfeldes mit Brachsrüchten (Buchweizen, Hirse, 
Erbsen, Bohnen) zu bestellen. Bauersleute 
aßen meistens Haferbrot. Um 
das 12. Jahrhundert kamen die eisernen Feldgeräte auf, nachdem man vorher nur hölzerne gehabt hatte. Im Frühling wurden die Aecker und Heuwiesen 
mit Zäunen umgeben, die man im Herbste wieder entfernte; durch 
den Zaun ging eine „Stapfe" oder ein Gatter, den man hier romanisch L-srulg. nannte; auch kommt dafür der Name ^kerrinetr oder I'-sriiieti vor, daher „eingepfercht". — Die Schutzheilige der Landleute war die hl. Margaretha von Antiochien. Sie wurde abgebildet mit dem Drachen, wie man das am Altare zu St. 
Mamerten sehen kann. Sie, als Patronin des Nährstandes, wurde zusammengestellt mit der hl. Katharina,
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.