Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1919) (19)

— 76 — geschützt. Inwendig ging hinter den Zinnen oben nn dieser Mauer ein überdeckter, gegen die Burg zu offener Wehr- gang mit Erkern und Eichlöchern. Der König des ganzen Bauwerkes war der Turm, Bergfried genannt. Er stand an der sichersten Stelle, wo die Verteidigung am leichtesten war, gewöhnlich in einer Ecke der Burg. Er diente als Warte und, wenn sonst alles verloren war, als letzte Zufluchtsstätte für die Bewohner der Burg. Daher war sein Eingang hoch über dem Boden, wie wir das an den Türmen der Burgen zu Vaduz und Eutenberg noch sehen können. Die Mauern des Turmes waren sehr dick und oft bis zu 30 Meter hoch. Im Erdgeschoß des Turmes war das Gefängnis, Burgverließ genannt, in welches die Gefan- genen durch das sogenannte Angstloch im Gewölbe hinab- gelassen wurden. An den Bergfried angebaut war dann die Wohnung der Burgherrschaft, Palas genannt. Die untersten Räume des Palas waren die Keller und Hauswirtschaftsräume. Im ersten Stock, in den eine Wendeltreppe führte, war der Saal und an den Eiebelseiten die eigentlichen Wohnräume, die Keme- naten. Bisweilen befanden sich diese allein in einem Neben- gebäude. Fast jede Burg hatte auch ihre Kapelle nahe am Schloßtore und einen Ziehbrunnen im Zwinger und im eigent- lichen Schloßhofe. Eine größere Burg hatte auch besondere Gebäude oder Räume für Dienerschaft und Gäste, ferner Küche, Schmiede, Waffenkammer usw. Bei jeder Burg war auch ein kleinerer oder größerer Weiher, oder ein Bach, in dem Fische gezogen wurden. Zahl und Anordnung der Gebäude hingen übrigens einer- seits von den Mitteln und Bedürfnissen des Besitzers und noch mehr von der Beschaffenheit des Bauplatzes ab. Daher sozusagen nicht eine Burg genau so gebaut war wie eine andere, sondern jede Burganlage genau den durch die Eigen- tümlichkeit des Bauplatzes bedingten Verhältnissen entsprechend und dessen Vorteile klug ausnützend gebaut worden ist.
	        

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