-31 — unserem Ländchen Nachahmung^). Am 24. März 1343 richteten die Vorsteher und
Ausschüsse sämtlicher Gemeinden eine Adresse an
den Fürsten und brachten ihre Wünsche vor. Die haupt- sächlichsten sind: Die ständische Versassung vom Jahre 1318 soll durch eine freiheitlichere auf freier Wahl der Volksvertreter, Budgetrecht
und Initiative in Verroaltungs- und Eesetzessachen ersetzt werden. Für den nicht mehr zeitgemäßen Titel „Land- vogt" soll ein anderer gewählt werden.
Die Feudallasten seien unentgeltlich aufzuheben. Jagd
und Fischerei sollen frei- gegeben werden
und Zoll, Weggeld und Stempelgeld dem Lande zufallen. Ferner wird um
die Zehentablösung nach einem billigen Maßstabe gebeten. Das Beamtenpersonal soll unvermindert und
in Zukunft vorzugsweise
mit Inländern besetzt werden. Ein neues
Gemeindegesetz aus freiheitlicher Grundlage
soll geschaffen werden.
Die Zollschranken, welche das Land vom freien Verkehr mit den deutschen Bundesstaaten ausschließen, sollen aufgehoben werden. — Die Antwort des Fürsten vom 7. April 1348
betont zunächst, daß die Erteilung eines Verfassungsgesetzes nach konstitutionellen Grundsätzen bereits durch seinen Erlaß vom 19. März als rechtsverbindlich anzusehen sei. Die freie Wahl der Volksvertreter werde auf Besitz und Bildung gegründet, stattzufinden haben. Dem sonach zusammengesetzten Landtage werden die Bewilligung der Steuern und die Beratung der neuen
zu erlassenden Gesetze zustehen.
Das Haupt der sürstl. Regierung habe von nun an statt des Titels „Landvogt" den eines Landverwesers zu führen. Eine Landtagsordnung, ein neues Gemeindegesetz,
ein Forst- gesetz, ein neues Steuergesetz und eine klare Darstellung des öffentlichen Haushaltes seien auf Grund der neuen Verfassung demnächst zu fchaffen. Sein ernstes Bestreben
werde sein, die Zollschranken zwischen dem Fürstentum und
dem deutschen Bunde und zwar dem nachbarlichen Oesterreich aufzuheben. Die Errichtung von
Mühlen, Ziegelstätten usw. soll nicht mehr ') In der bisherigen Darstellung der neuen Geschichte habe ich mich zumeist an das Qucllciimatcrial, das ich im Regicrnngsarchiv sammelte, gehalten. Die solgendc Darstellung der im Frühjahre 1348 beginnenden politischen Bewegung berichte fast einschließlich aus Regesteu zu meiner Sammlung liechtensteinischer Urkunden. VII. Jahrbuch, 1907, Reg.-Nr, 2W—R9, S. 147 ff.