Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1916) (16)

— 8« — summ, Bei Geivinnnng uud Verarbeitnng dieser Landwirtschasts- produkte herrschten auch verschiedene Gebräuche und Gewohn- heiten, Im Angnst, nachdem noch drei „Augsteutäu" über ihn ge- gangen, wurde der Haus geschuitteu uud aus dem Felde ausgebreitet oder gcsprittlet. Hatte er diese Operation bestanden, kam, was klein war, in die Rätschc, der bessere dagegen wurde geschleizt, d. h, der Bast wurde von Hand vom Stengel abgelöst. Das Schlei- zeu war ein erstes Festleiu, In schönen Mondnächten wurde von Hans zu Hans geschleizt, wobei wieder der Nachbar dem Nachbarn hals, und hatte cS eine Weile gedauert, verging dem jungen Bvlkc da? Sitzleder, lind es balgte sich unter endlosem Gaudium im Hause herum, 
bewarf sich mit gebrochcueu Sten- geln, die an Kleidern lind Haaren klebten. Das Werch wurde in Zöpse geflochten; diese kamen aus die Werchreibe uud jetzt war die spinnsähige Riste da. Damit begann neue Arbeit uud neue Kurzweil: das Spinnen und im Gefolge die Spiuustubeteu der laugen Winterabende, Aus fünf bis sechs Häusern der Nachbarschaft kamen Frauen nnd Mädchen iu einem Hause zu- sammen, wobei jede Woche gewechselt wurde, und je am Mon- tag brachte eine jede ein Stück Uuschlitt für den Unterhalt deS „SchimitzlichteS" mit, das die Spinnstube beleuchtete. Die Spiuustubc! Es surrteu uud schnurrten die Rädchen nnd die Zungen surrten und schnurrten mich. Es wurden dabei allerlei Sagen nnd Geschichten erzählt, vom Schtoßgeist, die Sage vom Sulzer Huud, Geschichteu von Lawinenschrecken nnd von Feuersbrüusteu, vom schwarzen Tod uud von der bösen Frnnzosenzeit. Nach dein Spinnen wurde uicht selteu gesungen und getanzt. Ähnlich ging es bei dein Bereiteil der Flachslein- ivand zn. War der Flachs genügend geröstet,, d, h. erweicht, kam er aus die iu.ciuem Schöpfe befindliche Reibe, die in der Regel von einem. Pferde oder Ochsen getrieben wurde, wobei die Frauen den Flachs beständig zn wenden hatten. Alsdann ging das Schwingen nnd Ratschen aus Schwinge lind Bnchstock loS, um deu Bast vou Kleien zu säubern. Es wirbelte gewal- tig Staub auf; uicht minder arbeiteten oft die Mäuler der Rätscherinneu bei dieser Arbeit, daher auch der Volksausdruck „Rätschc" sür eine böse Schwätzerin. Die Kleien wurden nach-
	        

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