- 85 UolKsvel'.leidnng nnd Spumstnl'oten.") Die Spinnstnbetcn begannen gcivöhulich nach der „Nach- kilbe". In einein Hause 
versammelte« sich am Abend mehrere Nachbarinnen mit ihren Töchtern zum gemeinschaftlichen Spinnen. Beim Scheine eines Uuschlittlichtes wurde gearbeitet. Zum Lichte mußte sede Teiluchmeriu daS Unschlitt beisteuern. Während der Arbeit wurde gescherzt und gelacht uud wohl auch manches Lied gesuugeu. DaS Volkslied 
erfreute sich dabei einer beson- deren Pflege.. Gegen dnS Frühjahr hin, im Februar und März, wurde dauu das Garn zu Leinwand gewoben. Kasten und Schrein, lourdeu mit Leinwand gefüllt und bildeten den. Stolz der Hausfrau. Aus der Leinwand wurden Hemden und Bettzenge angefertigt, welche die heutigen Zeuge an Stärke nnd Dauerhaftigkeit weit übertrafen. Viele damals gefertigte Bettzeuge reichen noch in die Jetztzeit herüber. Früher trugen die Weiber und Mädchen Röcke nnd die Männer und Knaben Hvseu uud Hemden von dieser Leinwand, welche die Haussran zn Hosen nnd Röcken meist 
auch selbst blau färbte. Die Kleiduugsstücke wurdcu Uou der Hausfrau oder ihren Töchteru angefertigt. Darum hatte auch hier der Spruch Geltung: „Selbst 
gewoben, selbst gemacht, rein 
dabei ist Bancrn- tmcht." Au Sonn- nnd Festtagen trugen die Frauen uud Mädchen einen glatten Rock, den Oberkörper umhüllte das Mieder mit weißem Brustlatz und garniert mit Ketten; die Kopfbedeckung bildete die sogenannte „Bordeknppe". Die Männer trugen kurze Hosen, wohl auch Lederhosen. Zu deu iu unserm Lande 
nnnmehr so gut wie auSgestor- beueu Zweigeu der Landwirtschaft gehörte vor nicht fo langer Zeit uoch der Flachs- uud Hanfbau, deu unsere moderne Baum- wollindustrie erstickt hat. Er zeitigte iu deu Baueruhäusern jene Schütze an derber, solider Leinwand, die mehr als eine Generation aushielten und ans welche jede rechte 
Haussran stolz war. Noch siudet man ältere Leute hier, die Hemden von Linnen tragen, da? ihre Mutter vor füufzig und mehr Jahren Mitgeteilt vo» Oberlehrer Batlincr i» Eschen nnd Lehrer Kindle in Schcllcnbcrg.