Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1914) (14)

— 135 — Heinrich v. Grießenberg aber erhielt nach dreijähriger Haft die Freiheit. So war das Unternehmen der Freunde des Abtes miß- lungen. Nach dem Falle von Klanx waren diesem noch die Burg Alt-Toggenburg, eine der festesten und größten Burgen Schwabens, dann auch die Burgen Wildberg an der Thur, die dem Freiherrn von Grießenberg gehörte, und Jberg, die derselbe Freiherr als Lehen von St. Gallen innehatte, geblieben. Jm Frühjahr 1289 ging die Fehde wieder los. Sieben Wochen lang hielt sich Wildberg. Die Besatzung verließ die Burg erst, als alle ihre Hilfsmittel erschöpft waren und die Unter- grabung des Felsens begonnen worden war. Nun kam die Reihe an das Schloß Jberg bei Wattwil, das sich am hartnäckigsten verteidigte. Schußwaffen und Untergraben waren hier nicht an- wendbar. Man bot dem Freiherrn v. Grießenberg, der im Turm zu Werdenberg gefangen lag, die Freiheit an, wenn er die Burg übergebe. „Do sprach er allwegen, die Burg wäre nit sin; eh er sie wölte ufantworten, eher wölte er sterben, weil si wäre ihm nur anbefolen." Später wurde die Burg doch eingenommen, wahr- scheinlich durch Aushungern; denn die Belagerung soll zwei Jahre gedauert haben.') Abt Wilhelm, der unterdessen die Alt-Toggenburg hütete, war zu freiwilliger Abdankung trotz aller Versprechungen nicht zu bewegen. Der König handle gegen ihn nicht nach Ehre und Recht sprach er; lieber wolle er sterben als abdanken. Aber Versprech- ungen und Bestechung wirkten auf die Edelleute unter seiner Be- satzung. Nur die gemeinen Dienstmannen harrten in Treue zu ihm aus. Da er aber nicht auf Entsatz rechnen konnte, verließ er heimlich die Burg. Johann v. Müller erzählt: „Abt Wilhelm, welchem zwei Bauern edelmütig und unerschrocken Brot, Wein, Fleisch und Molken auf die alte Toggenburg zu bringen pflegten,^ erfuhr von diesen, daß man ihn verraten wolle und da verbarg er sich mit einem Frennde und einem treuen Diener in der Au bei Grießenberg. Als er hörte, daß der König, welcher nach Konstanz gekommen war, ihn ernstlich suchen lasse, fand er bei >) Dambergcr, Synchron. Gesch. XI. 563. 2) Der Abt erzählte später selbst: als er auf die Burg gekommen sei, seien 3 Mütt Mehl dort vorhanden gewesen, bei seinem Weggang aber 300 Mütt. So beliebt war er bei den Bauern!
	        

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