Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1914) (14)

— 130 — onf dem Felde von Wyl abgeschlossen wurde, ritten der Abt und Hermann v. Baldegg an das königliche Hoflager. Unterwegs hielt der 
Abt sich noch einige Tage bei seinem Oheim, dem Markgrafen v. Burgau, zu Albegg auf. König Rudolf lag damals eben im Kriege mit dem Grafen von Württemberg, dem Herrn v. Helfenstein und zweien Grafen v. Montfort, welche die in der kaiserlosen 
Zeit sich angeeigneten Gebiete des Reiches nicht herausgeben wollten. Er belagerte eben die dem Helfensteiner gehörige Burg Herwartstein unweit Ulm, als Abt Wilhelm und Hermann v. Baldegg in Begleitung von Rittern ankamen. Herzog Rudolf, schon krank, war tags vorher dort eingetroffen. Der Abt wurde von seinen Freunden empfangen und auch vom königlichen Kanzler Heinrich v. Klingenberg zu Tische geladen. Der Burggraf Friedrich v. Nürnberg führte ihn dann Zum Könige, der in seinem Zelte am Brettspiel saß. Der König sprang auf, grüßte den eintretenden Prälaten, sprach aber dann: „Ihr habt dem Reiche und uns den größten Schimpf angetan, der je geschah, seitdem ich König bin." Der Abt beugte das Knie und versicherte: „Was ich verschuldete, das will ich wieder gut machen, bis ich Euere Gunst wieder habe." Es wurde dann das Schiedsgericht bestellt aus dem Burggrafen Friedrich von Nürn- berg, dem Kanzler v. Klingenberg (später Bischof v. Konstanz) und dem Grafen Ludwig v. Öttingen/) als Obmann. Was diese drei Herren beschlossen, sagen uns zwei Urkunden dat. 
v. 7. Okt. 1287, ebenfalls aus dem Lager von Herwartstein. Darin vergibt der Herzog Rudolf 
für sich und seinen Bruder Albrecht dem Abte, dessen Bürgern zu Wyl und sonstigen Untertanen allen ihren zu Schwarzenbach zugefügten Schaden, ausgenommen Totschlag. Der Abt verzeiht auch alles durch die Habsburger erlittene Ungemach und gibt den beiden Söhnen des Königs zu Lehen alle jene Be- sitzungen, die durch den Tod des Rudolf v. Rapperswil dem Kloster heimgefallen waren. — So hatte der arme Abt den Frieden mit dem König um ein großes Opfer erkaufen müssen. Ihm wurde nichts geboten; er aber mußte die schönen Besitzungen der Rappers- wiler Lehen, die er sehr ungern aus der Hand ließ, den Herzogen iiberlassen, den gefährlichsten Gebietsnachbaren! Dieser wird des „Abtes Mumcn Sun" genannt, war also dessen Vetter.
	        

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