Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1914) (14)

— 126 — Klosters nichts zu tun haben. Darin unterstützten ihn seine Freunde. Der Abt ward zu Augsburg vom Könige zu längerem Verweilen und zur Teilnahme an den Festlichkeiten geladen. Er wäre zwar der Einladung, wenn auch ungern, gefolgt; aber seine Freunde — sein Oheim Markgraf Heinrich v. Burgau und sein Bruder Hugo — rieten ihm, er solle heimkehren- Er ließ sich daher vom Könige die Regalien als Reichsfürst erteilen, verließ dann, ohne vom König Abschied zu nehmen, Augsburg und begab sich eilends nach Verona. Als der König die Abreise des Abtes erfuhr, habe er ausgerufen: „Nu sieh ich wol, daß der Abt mich und die myni kiud nit mainet (liebt); nu will och ich der sin, der in und sin gotzhus hindern wil, diwil ich leb." Die Abneigung gegen den Habsburger hatte Abt Wilhelm, schon von Hause mitgebracht; denn zwischen den Grafen von Mont- fort und Rudolf v- Habsburg war das Verhältnis von jeher un- freundlich, ja geradezu feindlich. Nur die v. Werdenberg waren Rudolfs unentwegte Freunde und Anhänger. Jm Verein mit dem Grafen Rudolf v. Habsburg hatten sie i. I. 1270 einen Kriegs- zug gegen Feldkirch unternommen und die Gegend um die Stadt arg verwüstet. Später kämpften zwar zwei Grafen v. Montfort an der Seite des Königs auf dem Marchfelde; aber das Vorgehen des Königs gegen ihren Bruder regte den alten Haß wieder auf. König Rudolf hat sich zwar um das Reich und die Kirche in Deutschland viele Verdienste erworben; aber sein Streben nach Erhöhung seiner Hausmacht und nach Bereicherung seiner Söhne ließ ihn doch manches tun, was nicht gerechtfertigt werden kann. Diesen seinen Zwecken sollte nun auch das Kloster St- Gallen dienen. Der König war Schirmvogt desselben. Dieses „Schirmes" hätte der Abt sich gerne erwehrt« Darum verließ er so unver- sehens das königliche Hoflager, um keine Verpflichtungen gegen den königlichen Schirmvogt eingehen zu müssen. Das ärgerte den König sehr. Dazu kam noch, daß der Abt die schöne Herr- schaft Grünenberg, welche ein Vorgänger an den König Rudolf hingegeben hatte, durch Abzahlung der Summe wieder einlösen wollte. Der Habsburgische Gegenabt Ulrich.». Güttingen hatte nämlich die Herrschaft Grünenberg an den König bei dessen Krön- ung zu Aachen um 2000 Mark Silber verkauft. Angezahlt wurden 1450 Mark S.; die übrigen 550 Mark blieb Rudolf schuldig.
	        

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