Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1913) (13)

— 42 — einstweilen begnügen und abwarten, was in Osterreich und im Reichsparlament in Frankfurt werde beschlossen werden. Wie wenig begründet dieser 
Vorwnrf ist, zeigt sich auch durch den Studiengang meines Vaters in Freiburg i. B. und Tübingen zu einer Zeit, wo unter den Studenten eine lebhafte Begeisterung sür das neue von Napoleon'scher Herrschaft befreite Deutschland blühte und die Burschenschaften gegründet wurden. Er war Korps- bursche der Lusvia und vergaß auch während des ganzen Lebens jene Begeisterung nicht. Ich hörte ihn oft mit vr. Graß über ihre 
Studienjahre sich unterhalten und den Bureaukratismus und die Revolutionsriecherci der folgenden Jahrzehnte — Meternichsche Ära — verurteilen. Aber er war dem Demagogentume abhold, das sich in jener Zeit allenthalben bemerkbar machte. Kaiser, der, wie Kind in der Biographie desselben bemerkt (B. V. S. 27) „etwas republikanisch angehaucht war", machte, vielleicht gewissen im Volke kursierenden Schlag Worten entgegen- kommend, der schweizerischen Verfassung ähnliche Vorschläge, die mein Vater sür im Lande nicht durchführbar und unpraktisch hielt. ^ So z- B. „Verminderung der Beamten" — Was sollte da vermindert werden? Es waren ja nicht einmal in genügender Anzahl Beamte, nämlich nur 4 
und 1 Kanzlist angestellt! — Sollte man wieder zu den Landammännern zurückkehren, mit denen man so schlimme Erfahrungen gemacht hatte, oder gewählte Be- amte einführen? Dazu war doch die Intelligenz damals im Lande nicht hinreichend vertreten. Zudem hatte ja der Fürst zum Voraus erklärt, daß er Alles, was Österreich seiuen Ländern bewilligen werde, auch seinem Lande verleihe, hatte 
am 1. Mai verschiedene Frohndienste und andere Lasten aufgehoben, die Regalien dem Lande überwiesen u. s. w. Wenn man jedoch glaubte, daß die österreichische Ver- fassung nicht unmodifiziert angenommen werden könne, so hätte man doch abwarten können, was in Kleinster und Frankfurt be- schlossen werde. Allerdings kam weder an dem einen noch an dem andern Ort Brauchbares zustande und die Verfassungs- entwürfe-in Vaduz wurden wie die „Grundrechte des deutschen Volkes" die nach langen Debatten in der Paulskirche in Frank- furt fertig gebracht wurden, aot^ gelegt. Eine Frucht der Bewegung war die Abänderung des Titels Landvogt in Landes-
	        

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