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ter Hugo II. begründete die Heiligenberger Linie und
erhielt den Stammsitz Werdenberg mit den Kirch
spielen Buchs und Grabs, die Stadt Bludenz und die
Klostervogtei St. Johann im Thurtal. 1289 trat Ru
dolf II. als Schwiegersohn des Markgrafen Heinrich
von Burgau auf, dessen Tochter Adelheid 1291 eine
Mühle aus ihrem Frauengut bei Ulm mit der Zustim
mung ihres Sarganser Ehemannes verkaufte. 1301 4
verkaufte Rudolf II. zwei Höfe aus der Ulmer Mitgift
ohne das Einverständnis seiner Ehefrau, was den
Tod Adelheids von Burgau vermuten lässt. Die Söh
ne Heinrich und Rudolf III. verzichteten 1307 und
1308 5 auf Erbrechte an Gütern, die ihr Burgauer
Grossvater dem Kloster Kaisheim bei Donauwörth
geschenkt hatte. Beide Brüder müssen volljährig ge
wesen sein, denn sie vertraten auch ihren Vater bei
Güterübertragungen in Churrätien. Heinrich war
1308 ein Zeuge für die Ritter von Bärenburg vor den
Freiherren Donat von Vaz und Heinrich Brun von
Rhäzüns. Rudolf III. (comes iunior) kann schon
1305 6 als erster Zeuge für das Kloster Pfäfers nicht
mehr unmündig gewesen sein, obwohl auch sein
Lehrer oder Erzieher (pedagogus dominiR. comitis)
unter den Zeugen erscheint.
Heinrich war mit Agnes von Württemberg verhei
ratet, deren Vater Eberhard 1298 und 1299 7 mit Ru
dolf II. am Hof König Albrechts in Nürnberg auftrat.
Zwar wird er erst 1317 und 1322 8 als Württember-
ger Schwiegersohn bezeichnet, doch muss die Hei
rat schon um 1305 stattgefunden haben, denn 1322
wurde seine Tochter Adelheid mit Ulrich von Matsch
verheiratet, 1329 9 sein Sohn Ulrich (filium H. de
Santgans comitis) als Churer Domherr ordiniert. Ul
rich, den späteren Abt des Klosters Salem, führte bei
der Ordination sein Sarganser Vetter Rudolf IV. in
die Kathedrale Chur. Heinrich begründete die
schwäbische Sarganser Linie und erscheint in Chur
rätien zum letzten Mal 1313 10 mit seinem Vater auf
der Burg Sargans als Zeuge der Herren von Schel
lenberg und von Aspermont. Auf die Ehefrau seines
Bruders Rudolf III. gibt es nur einen einzigen - aller
dings sehr vagen-Hinweis: Zum Januar 1308 11 ver
zeichnet das Rechnungsbuch der Grafen von Tirol
Ausgaben im Inntal für «Leute des Grafen von Sar
gans» und für eine «Gräfin von Werdenberg». Weil
sich auch die Sarganser nach Werdenberg nannten,
kann es sich bei dieser Werdenbergerin um eine
Gräfin von Sargans gehandelt haben, die von ihren
Gefolgsleuten begleitet war. Als Ehemann einer
sonst unbekannten Sarganser Gräfin mit möglichen
Wurzeln im Etsch- oder Inntal kommt nur Rudolf III.
in Frage.
Dass Rudolf III. verheiratet war, belegt seine
Tochter Margareta: Sie war 1326 12 die kinderlose
Witwe des Grafen Berthold von Graisbach und er
hielt nach dessen Tod ihre Morgengabe und eine
Abfindung von 480 Pfund Haller. Damit wurden
auch Ansprüche ihrer Werdenberger und Sarganser
Verwandten abgegolten, nämlich ihrer «Brüder
Heinrich, Hartmann, Rudolf, Albrecht und Hugo».
Margareta heiratete in zweiter Ehe den Grafen Ul
rich von Pfannberg und wird um 1345 13 als «Tochter
des Grafen Rudolf von Sargans» und Mutter von
Kindern «beiderlei Geschlechtes» erwähnt. Wenn
sie um 1330 noch Mutter wurde, kann nicht mehr
Rudolf II., sondern muss Rudolf III. ihr Vater gewe
sen sein. Dies bestätigte ihr Pfannberger Ehemann,
als er 1348 14 Rudolf IV. von Sargans seinen Schwa
ger nannte. Margareta dürfte also mit ihren Brüdern
Hartmann und Rudolf IV. um 1305 geboren sein; die
1326 genannten anderen «Brüder» waren ihr Onkel
Heinrich von Sargans und ihre Vettern Hugo III. und
Albrecht I. von Werdenberg.
1322 15 verpfändete Rudolf II. seine Herrschaft
Vaduz an Vogt Ulrich von Matsch: Burg, Bauhof,
Baumgarten und Mühle in Vaduz und die Eigenleute
in Vaduz und Triesen für 400 Silbermark, die Leute
von Balzers, Mäls, Eschen und zehn Saum Wein aus
dem Vaduzer Weingarten für 300 Mark. Die zweite
Verpfändung betraf die Mitgift seiner Enkelin (ze
unsers sons tochter) Adelheid, der Tochter seines äl
teren Sohnes Heinrich. Offenbar konnten die Sar
ganser Grafen die 300 Mark nicht aufbringen, denn
der Matscher Ehemann erhielt eine jährliche Zah
lung von 30 Mark oder zehn Prozent, dem üblichen
Zinssatz für Pfandschulden. 1327 16 verpfändeten
Heinrich und Hartmann weitere zwölf Saum Wein
aus Vaduz für 60 Mark an Ulrich von Matsch. Dieser
letzte gemeinsame Auftritt der beiden Sarganser Li
nien in einer Sarganser Angelegenheit fand in Bre-