VOLKSHOCHSCHULE SCHAAN 1948 BIS 1967
GEORG SCHIERSCHER
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23. Oktober 1966 vor versammelter Zuhörerschaft
wohl mit einiger Genugtuung auf die «Arbeit zur Er
wachsenenbildung in 250 Vorträgen und Veranstal
tungen in den vergangenen 18 Semestern». 70 71 72 73 74 75 76 77 78 Im Zu
sammenhang mit dem Ausfall des damals geplanten
Vortrages von Ing. Meinrad Lingg wurde bereits auf
das 20. Semester verwiesen, 79 für das auch die Refe
rentensuche bereits im Gange war. Zu den Gründen
des - aus der Distanz gesehen - überraschend ab
rupten Endes der Volkshochschule Schaan habe ich
keine schriftlichen Belege gefunden.
GRÜNDE DES ABRUPTEN ENDES?
Insgesamt dürfte das Zusammentreffen mehrerer
Gründe für das nur schwer verständliche Ende von
heute auf morgen ausschlaggebend gewesen sein.
Nach Meinung von Hugo Gassner haben Pfarrer
Tschuor die oben erwähnten finanziellen Sorgen um
die Volkshochschule Schaan am meisten «aufs Ge
müt geschlagen»; zugesetzt hatte ihm aber auch die
damit zusammenhängende Konkurrenz durch das
Liechtensteinische Bildungswerk.
Das Aufkommen des (Farb-)Fernsehens in den
1960er Jahren wird ebenfalls Hörer abspenstig ge
macht haben. Allerdings bin ich nur zwei Klagen
über eine kleine Zahl von Zuhörern begegnet: Der
Referent Dr. Karl Stark, Redaktor, schrieb am 23.
November 1963 (siehe Veranstaltungen, Winterse
mester 1963/64) ins Gästebuch den Vermerk «We
nige aber dankbare Zuhörer». Und Pfarrer Tschuor
bedauerte das «ausserordentlich geringe Interesse»
an der im Februar 1967 stattgefundenen «Diskussi
on um die Predigt» 80 (siehe Liste der Veranstaltun
gen, Wintersemester 1966/67).
Die Summe gesellschaftlicher Entwicklungen hat
vermutlich zu einem kritischen Schwund an Hörern
und somit auch an Eintrittsgeldern geführt. Wahr
scheinlich kam erschwerend hinzu, Personen zu fin
den, die sich die Zeit nahmen oder nehmen konn
ten, um sich ehrenamtlich in einer Bildungseinrich
tung wie der der Volkshochschule Schaan zu enga
gieren.
70) Gemeindearchiv Schaan, Protokoll über die Gemeinderatssitzung
vom 8. Oktober 1964.
71) Das Liechtensteinische Bildungswerk organisierte - um je ein
oder zwei Beispiele aus den Jahren 1961 bis 1966 zu nennen -
unter vielen anderen folgende Vorträge bzw. Diskussionsrunden:
Bischof Vitus Chang: Die Kirche Chinas im roten Sturm. «Vaterland»,
11. Oktober 1961, Inseratenteil; Bischof Joachim Ammann (Tanga
njika): Vertraust du Afrika? (Aufstieg und Untergang des Christen
tums in Afrika). «Vaterland», 4. April 1962, Inseratenteil; Pater
Leppich SJ, «Der Mann, den schon 8 Millionen hörten», sprach auf
Einladung des Liechtensteinischen Bildungswerks am Sonntag, den
9. September 1962, um 20.30 Uhr auf dem Marktplatz in Vaduz.
«Vaterland», 8. September 1962, Inseratenteil; Dekan Cons. Bern
hard Praxmarer (Tirol): Beichten leicht gemacht. «Vaterland», 10.
Juni 1963, Inseratenteil; Weihbischof Walter Kampe: Das Konzil im
Blitzlicht der Weltöffentlichkeit. «Vaterland», 20. Mai 1964, Insera
tenteil; Pater Johannes Rzitka (Publizist und Regisseur): Hat das
Christentum eine Zukunft? «Vaterland», 28. Oktober 1965, Insera
tenteil; Glaubensgespräche für Erwachsene. Zur Diskussion gestellt:
Kapituliert die Kirche vor der Wahrheit? Moral nicht mehr gefragt?
Gesprächspartner: Prof. Eduard Eisterer, Feldkirch, Kaplan Dr. Hans
Fink, Alberschwende, Roland Schuricht, Bludenz. «Vaterland»,
3. November 1966, Inseratenteil.
72) Pfarreiarchiv Schaan, Briefe vom 23. und 24. August 1962 an
Pfarrer Tschuor bzw. Brief vom 6. Juni 1963 an das katholische
Pfarramt Schaan.
73) Festgabe zur Souveränität, 1956, Seiten 138 und 140.
74) Martin, Bildungswesen, S. 245.
75) Dekanat Liechtenstein, 2000, Seite 145.
76) Wanger, Pfarrei Schaan-Planken, Seite 62.
77) Gedenkschrift Tschuor, S. 68. - Martin, Bildungswesen, S. 245;
«H.H. Geistlicher Rat Kan. Johannes Tschuor, Landesvikar, Schaan»
wurde vom Autor des 1984 erschienenen Werks interviewt (ebenda,
S. 553).
78) In: «Volkshochschule Schaan». «Volksblatt», 25. Oktober 1966.
79) Siehe obige Liste, Wintersemester 1966/67, bzw. in: «Volkshoch
schule Schaan». «Volksblatt», 18. März 1967.
80) Dazu schreibt der Redaktor des «In Christo» vom 22. April 1967,
Nr. 12, Seite 2, unter dem Thema «Wie ist es zu deuten?»: «Was ich
mir aber nicht deuten kann, ist das ausserordentlich geringe Interes
se an einer Aussprache über die Predigt, das sich offenbarte in einer
kleinen Zahl derer, die gekommen waren, um sich diese Diskussion
anzuhören. Junge Menschen - vielleicht ein Dutzend. Ich bin sicher
kein Pessimist, aber diese Interesselosigkeit gut zu deuten, fällt mir
schwer. ...». - Im «In Christo» vom 20. Mai 1967, Nr. 14, Seite 2,
greift Pfarrer Tschuor dieses Thema nochmals auf und vermerkt:
«Zur Diskussion um die Predigt, die das Pfarrblatt anregte, hat sich
wenigstens eine Stimme gemeldet. ...», und im «In Christo» vom 3.
Juni 1967, Nr. 15, Seite 3, ist unter dem Titel «Zur Diskussion um die
Predigt» eine weitere Zuschrift dazu abgedruckt.