VOLKSHOCHSCHULE SCHAAN 1948 BIS 1967
GEORG SCHIERSCHER
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dernd zu beeinflussen. ... Um unnötige Kollisionen
mit andern Veranstaltern von vornherein zu ver
meiden, hat das Liechtensteinische Bildungswerk
durchwegs einen Wochentag, und zwar vornehm
lich den Freitagabend für seine Veranstaltungen ge
wählt.» 60 61 62 63 64
Wie aus einem Brief von Pfarrer Tschuor an Dr.
Raoul Henrik Strand vom 2. März 1959 und aus ei
nem Zeitungsbeitrag unter dem Kürzel Dr. W.W. 65
sowie der namentlichen Erwähnung im Bericht zum
«Rezitationsabend Oskar Werner» 66 hervorgeht,
stand Dr. phil. Werner Walser (* 1925), Schaan, zu
mindest 1959 bis anfangs 1961 noch der Volkshoch
schule Schaan nahe. Wie er mir am 9. Juni 2009
sagte, kam es zwischen ihm und Pfarrer Tschuor zu
einer Verstimmung, die dann zur geschilderten
Neugründung führte.
FÜLLE VON VERANSTALTUNGEN
Auch wenn jede Neugründung eines Bildungswerks
sich als Ergänzung zu ähnlichen Institutionen ver
standen wissen wollte, so waren Terminkollisionen
und gegenseitige inhaltliche Konkurrenzierung
praktisch doch unvermeidbar. Die Veranstaltungs
kalender waren dicht bepackt mit Veranstaltungen
von vielerlei Organisationen. Es überrascht nicht,
dass damals in Zeitungsberichten zu Bildungsanläs
sen wiederholt zum Beispiel die «Kollision von Ver
anstaltungen» 67 oder die «Fülle von Veranstaltun
gen» 68 beklagt wurde.
Besonders starke Konkurrenz erwuchs der
Volkshochschule Schaan durch das Liechtensteini
sche Bildungswerk Schaan-Vaduz; dieses führte
nach eigenen Angaben am 4. Mai 1962 - wenige
Monate nach seiner Gründung - schon seine 18.
Veranstaltung durch. Dass es dadurch allein schon
zu terminlichen Bedrängnissen kam, zeigen die fol
genden zwei Beispiele:
- Der Schaaner Gemeinderat hatte sich mit einem
Gesuch des Liechtensteinischen Bildungswerks
um Überlassung des Rathaussaales für ein Kon
zert der «Kern Buam» am Fasnachtdienstag
(26. Februar) 1963 zu befassen. Er lehnte es «mit
Rücksicht darauf, dass dies einen gewissen Af
front gegen die Volkshochschule Schaan bilden
würde», ab. 69
60) Liechtensteinisches Landesarchiv, RF 297/82, Brief vom 29. Sep
tember 1966.
61) Liechtensteinisches Landesarchiv, RF 297/82, Brief vom 14. Ok
tober 1966 an die Fürstliche Regierung.
62) Im «Katholisches Bildungswerk Liechtensteiner Unterland. Zur
Eröffnung am 5. November 1961». «Volksblatt», 4. November 1961.
Das erste Semesterprogramm beinhaltete folgende Vorträge: « <Die
Weltlage - und wir> (Pfr. Dr. Joseph Ehret, Basel); <Chartres, Kathe
drale des Abendlandes) (Dr. Nyssen, Köln); Afrika, ein Kontinent im
Umbruch) (George Dlamini, Neger aus Südafrika); <Das kommende
Konzil) (Dr. Hall, Dozent in Konstanz); <Zukunft der 600 Millionen
Chinesen) (Pater Ti-Kang, Chinese aus Nord-China)». In: «Katholi
sches Bildungswerk Liechtensteiner Unterland. Zur Eröffnung am
5. November 1961». «Vaterland», 4. November 1961.
63) «Liechtensteinisches Bildungswerk Schaan-Vaduz (Fürstentum
Liechtenstein) - Verein für Erwachsenenbildung e. V.» Es nannte
sich in der Öffentlichkeit kurz «Liechtensteinisches Bildungswerk».
64) In: «Liechtensteinisches Bildungswerk - eine neue Bildungsinsti
tution im Dienste der Erwachsenenbildung». «Volksblatt»,
23. September 1961, «Vaterland», 30. September 1961.
65) In: «Volkshochschule Schaan - eine Stätte der Volksbildung auf
dem Lande». «Vaterland», 15. Oktober 1960.
66) «Vaterland», 4. Januar 1961.
67) In: Bericht «Kath. Bildungswerk Liechtensteiner Unterland» zum
zweiten Vortrag. «Vaterland», 2. Dezember 1961.
68) In: Bericht «Anton Zischka: Asiens Wilder Westen» zum 7. Vor
trag aus dem Programm des Liechtensteinischen Bildungswerks.
«Volksblatt», 9. Dezember 1961.
69) Gemeindearchiv Schaan, Protokoll über die Gemeinderatssitzung
vom 21. Februar 1963. Das Konzert kam dann am 20. Juni 1963 in
Triesen zur Aufführung. «Vaterland», 16. Juni 1963, Inseratenteil.