VOLKSHOCHSCHULE SCHAAN 1948 BIS 1967
GEORG SCHIERSCHER
205
Finanzierung der Volkshochschule
SELBSTFINANZIERUNG
Die Volkshochschule Schaan gab für die ersten zehn
Jahre gesamthaft 22 617 Franken aus. Dazu rechnet
ihr Leiter vor: «Wenn das geistige Niveau, das im
Laufe dieser ersten 10 Semester erreicht wurde, ge
halten werden soll und nur beste Kräfte berufen
werden sollen, dann kann dies nur geschehen, wenn
pro Semester rund 200 Volkshochschulkarten abge
setzt werden.» 51 52 Diese Rechnung ist zumindest
während der ersten zwölf Jahre aufgegangen: die
Volkshochschule hat sich in dieser Zeitdauer durch
den Kartenverkauf und durch (kleine) private Spen
den selbst finanziert. 53 Eine Einzelkarte pro Semes
ter gewährte zu allen Vorträgen, Kursvorträge aus
genommen, freien Zutritt und kostete im zwölften
Semester noch gleich viel wie zu Beginn, nämlich
zehn Franken, eine Familienkarte kostete 25 Fran
ken. Spätere Preisaufschläge fielen moderat aus.
GESUCH UM FINANZIELLE
UNTERSTÜTZUNG
Gegen Mitte der 1960er Jahre hat sich die finanziel
le Situation offensichtlich verschlechtert. Dies geht
aus einem Brief vom März 1966 hervor, in dem Pfar
rer Tschuor Regierungschef Gérard Batliner um ei
nen «Beitrag für die Ausgaben der Volkshochschule
Schaan» bittet. 54 Das Gesuch gelangt auf dem Amts
weg zur Beurteilung an den Kultur- und Jugendbei
rat der Fürstlichen Regierung, der zu diesem Zwe
cke die Einreichung einer genauen Abrechnung für
das Semester 1965/66 verlangt. 55 Die Volkshoch
schule ist diesem Verlangen umgehend nachgekom
men und hat an den Regierungschef eine definitive
Kassa-Abrechnung für das 17. Semester 1964/65
und eine vorläufige für das 18. Semester 1965/66
geschickt. 56 Die Kassa-Abrechnung für das 17. Se
mester weist aus Kassa, Bank-Konto und Post
scheck per 8. August 1965 ein Gesamtvermögen von
Fr. 424.71 auf, ein Betrag, der schon damals kaum
gereicht hätte, um einen Referenten aus dem Aus
land zu engagieren.
Nach Prüfung der beiden Kassa-Abrechnungen
hat der Kultur- und Jugendbeirat der Regierung
aber mitgeteilt, dass «die Rechnung der Volkshoch
schule Schaan für das Jahr 1965/66 auch mit Einbe
zug des noch ausstehenden Vortrages praktisch aus
geglichen ist. Ein Beitrag erübrigt sich deshalb.» 57
Und dabei scheint es dann vorerst auch geblieben
zu sein. Seltsamerweise - ist man geneigt zu sagen -
findet sich auch in den zur Verfügung gestandenen
Unterlagen, einschliesslich der Schaaner Gemein
deratsprotokolle, kein Hinweis, dass die Volkshoch
schule die Gemeinde um finanzielle Unterstützung
angesucht oder solche erhalten hätte.
VERSCHÄRFTES FINANZPRORLEM
Im September 1966, also ein halbes Jahr später,
schickt Pfarrer Tschuor - 70-jährig und damals
schon in Planken wohnhaft - an die «Herren der en
geren Arbeitsgemeinschaft» 58 einen Brief 59 , in dem
er sie bittet, sich des Finanzproblems der Volks
hochschule anzunehmen. Er schreibt dort: «Da ich
51) Diesem Vortrag folgt eine 6-teilige Berichterstattung im «Volks
blatt»: (I.) 25. Februar, (II.) 1. März, (III.) 2. März, (IV.) 4. März, (V.)
7. März, (VI.) 8. März 1967.
52) Bericht zehn Jahre Volkshochschule, Kapitel Finanzielles.
53) Gemäss Artikel «Volkshochschule Schaan - eine Stätte der
Volksbildung auf dem Lande». «Volksblatt», 15. Oktober 1960.
54) Liechtensteinisches Landesarchiv, RF 297/82, 8. März 1966.
55) Liechtensteinisches Landesarchiv, RF 297/82, Brief vom
14. März 1966 an die Fürstliche Regierung.
56) Liechtensteinisches Landesarchiv, RF 297/82, Brief vom 22.März
1966 an den Regierungschef, mit den beiden Beilagen «Kassa-
Abrechnung der Volkshochschule Schaan» für das 17. Semester
1964/65, RF 297/82, vom 8. August 1965 und für das 18. Semester
1965/66, RF 297/82.
57) Liechtensteinisches Landesarchiv, V 105/66, 297/82, Brief vom
28. März 1966.
58) Der Begriff der «engeren Arbeitsgemeinschaft» ist mir zum
ersten Male in diesem Brief begegnet. Dort sind die folgenden drei
Empfänger des Briefes genannt: Landtagspräsident Dr. h.c. Alexan
der Frick (1910-1991), Dipl. Ing. Dr. ehern. Eric W. Reuss (1902-
1985) und Dipl. Ing. Dr. techn. Franz Beck (1931-2003).
59) Liechtensteinisches Landesarchiv, RF 297/82, Brief aus Planken
vom 13. September 1966.