«EIER-, MILCH- UND SEIFENPUNKTE, ANBAU
PFLICHT UND EINMACHKURS» / PETER GEIGER
che auf 920 Hektaren ab - was immer noch deutlich
mehr als die 781 Hektaren der Zeit vor dem Krieg
war.
Zwischen den einzelnen Ackerkulturen sind Ver
schiebungen festzustellen. Dies zeigt die Graphik zu
Flächen von Kartoffeln, Mais, Getreide und Gemüse.
Gesamthaft nahmen Kartoffeln durchwegs den
grössten Anteil der Pflanzflächen ein, gefolgt von
«Türken» (Mais), an dritter Stelle Getreide, an vier
ter Stelle mit Abstand Gemüse. 82 Innerhalb dieser
Reihung veränderten sich die Anteile. Mit Kartoffeln
bepflanzt waren 1939/40 insgesamt 42 Prozent des
Ackerlands, der Anteil sank auf 36 Prozent 1942
und 1945, nach dem Krieg stieg er wieder an, über
den Vorkriegsstand. Fast parallel verringerte sich
im Krieg der prozentuale Maisflächenanteil, von 33
Prozent 1939 auf 28 Prozent 1946, danach erreichte
er wieder Vorkriegsniveau.
Der Getreideanteil bewegte sich demgegenüber
spiegelbildlich. Getreide lag 1939 bei 14 Prozent der
Fläche, 1942 aber mit 26 Prozent fast doppelt so
hoch, 1945 immer noch bei 23 Prozent, 1948 aber
nur noch bei 10 Prozent. Die Erfahrung hatte ge
zeigt, dass sich Boden und Klima hier besser für
«Grumbiera» und «Tüargga» als für Weizen eigne
ten.
Der intensive Gemüseanbau, 1939 sieben Pro
zent der Ackerfläche einnehmend, ging bis 1942 auf
gut fünf Prozent zurück, danach stieg er wieder
leicht an. Nach dem Krieg sprang der Gemüsebau
1946 kurz auf 16 Prozent hoch, wegen Konserven
nachfrage.
Freilich ist der Nährwert ins Verhältnis zu den
vorstehenden Flächenangaben zu setzen. Nimmt
man eine Kalorientabelle zur Hand, zeigt sich, dass
Kartoffeln im Verhältnis zum Gewicht weniger als
ein Viertel des Kaloriennährwerts von Mais und Ge
treide liefern.
Bei den Getreidearten sei hier der Weizen als
wichtigstes Brotgetreide herausgegriffen. Der liech
tensteinische Weizenertrag stieg im Krieg sehr
stark, von 140 Tonnen 1939 auf 336 Tonnen 1944,
was fast das Zweieinhalbfache war. Danach gingen
die Weizenmengen wieder rasch zurück - Selbstver
sorgung war kein Ziel mehr.
NEBENWIRKUNGEN
Von Interesse sind gewisse nicht unbedeutende Be
gleitwirkungen der kriegswirtschaftlichen Situati
on. Hier seien Frauenkurse, Altstoffsammeln und
Regulierungsschub herausgegriffen.
KURSE FÜR FRAUEN
Den Frauen oblag viel Arbeit. Sparsame und gesun
de Zubereitung der Speisen sowie intensive Nut
zung des häuslichen Gartens waren zentral. Die Re
gierung veranlasste Kurse. Im Herbst 1940 wurde
ein viertägiger «Gemüsebaukurs» durchgeführt. 35
Frauen meldeten sich zur Teilnahme, darunter Emi
lie Hoop, die Gemahlin des Regierungschefs. 83
Als die Versorgung zusehends knapper wurde,
organisierte die Regierung ab Februar 1943 «Koch-
Demonstrationskurse für Frauen und Töchter». Ge
leitet wurden sie in der Schulküche Vaduz von der
Hauswirtschaftslehrerin Berta Kölbener und von
Frau Hofer. Der Kurs umfasste vier Abende zu den
Themen: «Gute Suppe trotz Rationierung» - «Ver
schiedene Kartoffelgerichte» - «Gerichte aus ge
dörrtem Obst und Gemüse» - «Eintopfgerichte».
Das Interesse war riesig, die Schulküche fasste die
jeweils gut 50 Teilnehmerinnen kaum. Achtmal
mussten die vier Abende stattfmden, zusammen
waren es schliesslich 32 Kursabende und 415 Teil
nehmerinnen. 84
Im Sommer und Herbst des gleichen Jahres 1943
führte Berta Kölbener dann in den Gemeinden «Ein
machkurse» durch. Insgesamt 776 Teilnehmerin -
82) Rechenschaftsbericht 1940, S. 73, 82.
83) LLA RF 198/404.
84) LLA RF 219/299.
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