«EIER-, MILCH- UND SEIFENPUNKTE, ANBAU
PFLICHT UND EINMACHKURS» / PETER GEIGER
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Obligatorisch verpflichtete
Landdienst-Jünglinge
wetzen die Sensen, bei
Schaan.
Ein 1941 begonnener «Landdienst» für die 17-
und 18-Jährigen kam noch nicht recht zum Tragen.
Auf den Frühling 1942 hin beschloss der Landtag ei
nen obligatorischen landwirtschaftlichen «Arbeits
dienst» von einem halben Jahr. Verpflichtet waren
für das Jahr 1942 alle Jünglinge des Jahrgangs
1925, dazu aus den Jahrgängen 1924 und 1923
jene, welche 1941 den Arbeitsdienst ohne Dispens
verpasst hatten. 1943 liess Regierungschef-Stellver
treter Vogt 13 säumige Burschen stracks polizeilich
vorführen und unmittelbar den Bauern zuweisen. 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78
Landdienstpflichtig waren jährlich jeweils rund
100 Jünglinge. Jungfrauen waren dem Landdienst
nicht unterstellt. Der Landdienst blieb bis und mit
1946 bestehen, letztmals für den Jahrgangs 1929. 79
Als 2008 der Autor beim Historischen Verein öffent
lich zum Thema referierte und in den Saal fragte, ob
etwa unter den Zuhörern ehemalige Landdienst-
Jünglinge wären, meldete sich spontan Dr. Georg
Malin aus Mauren, Jahrgang 1926. Ein solcher
Landdienst-Jüngling war auch William Hoop aus
Eschen, geboren 1927. Er hatte 1944, als er Lehr
ling in der Presta war, von März bis Oktober den
Landdienst zu erfüllen, bei einem Bauern in Ruggell.
Später heiratete er dessen Tochter. 80
FLÄCHEN UND ERTRÄGE
Zeigte der Mehranbau in Liechtenstein Wirkung?
Die Entwicklung von Flächen und Erträgen geben
Antworten. Aus statistischen Angaben in den Re
chenschaftsberichten der Regierung und aus an
dern Quellen hat der Autor die folgenden Berech
nungen angestellt und zur Veranschaulichung die
Graphiken gezeichnet. 81
Die liechtensteinische Ackerfläche wurde in den
Kriegsjahren in der Tat sehr stark ausgeweitet, ins
gesamt von 781 Hektaren 1939 auf 1 343 Hektaren
1945, also um 72 Prozent. Die grössten Erweiterun
gen wurden 1941 und 1943 erzielt. 1945 war der
Höchststand erreicht. Bis 1950 nahm die Ackerflä-
69) Rechenschaftsbericht 1941, S. 64.
70) Ebenda.
71) LLA RF 207/58.
72) Regierung (Dr. Alois Vogt) an die Gemeinden, September 1942,
LLA RF 209/10.
73) LLA RF 215/24. - Verordnung betr. Mehranbau vom 17. März
1943, LGB1. 7/1943.
74) Regierungs-«Aufruf an alle Pflanzer» (Dr. Hoop), o. D. [Ende
März 1943], LLA RF 215/24.
75) LLA RF 215/24.
76) Die Schweizerische Kriegswirtschaft, S. 553-562.
77) Rechenschaftsbericht 1941, S. 65.
78) LLA RF 215/60.
79) Rechenschaftsberichte 1942 ff., jeweils «Landwirtschaft».
80) Zeitzeugen-Interview mit William Hoop, Eschen, geführt von
Peter Geiger, 30. Juni 2009.
81) Eigene Berechnung aus den Angaben in den Rechenschaftsbe
richten 1939 bis 1950. - Für 1941 gibt der Rechenschaftsbericht
1941 keine Angaben, daher für 1941 eigene Berechnung aus einer
Zusammenstellung «Liechtenstein, Land- und forstwirtschaftliches
Einkommen 1941-1943» und aus einem Bericht von Hans Hofer
vom 25. Februar 1942, LLA RF 215/20. - Hektarzahlen nach:
Rechenschaftsbericht 1950.