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KRIEGSWIRTSCHAFTLICHE STELLEN
IN LIECHTENSTEIN 1939 RIS 1948
Peter Geiger
Das Fürstentum konnte sich analog auf der Ebe
ne der Kantone und der Gemeinden einklinken. Die
Regierung, die am 2. September 1939 mit einem
Verfassungsgesetz umfassende wirtschaftliche Voll
machten erhalten hatte, 5 rief kurz nach Kriegsbe
ginn eine «kriegswirtschaftliche Kommission» ins
Leben und schuf Anfang Oktober 1939 eine eigene
«Zentralstelle für Kriegswirtschaft». Diese benannte
sich alsbald als «Kriegsernährungsamt» und später
als «Kriegswirtschaftsamt». Jede der elf Gemeinden
richtete eine eigene «Gemeindestelle für Kriegswirt
schaft» ein. Zum Leiter des Kriegswirtschaftsamtes
berief die Regierung Andreas Biedermann. An seine
Stelle trat im November 1942 Rupert Quaderer, der
das liechtensteinische Kriegswirtschaftsamt dann
bis zu dessen Aufhebung 1948 leitete. 6
Regierungsmitglieder und Beamte aus Vaduz
wurden wie Kantonsvertreter zu den kriegswirt
schaftlichen Konferenzen nach Bern eingeladen
und instruiert. 7 Die schweizerischen Erlasse wur
den anfänglich zu liechtensteinischen umgeschrie
ben, indem man als Ort statt «Bern» einfach «Va
duz», ein um einige Tage neueres Datum und statt
der schweizerischen die liechtensteinische Amts
stelle setzte. Schliesslich wurden 1942 alle schwei
zerischen kriegswirtschaftlichen Erlasse direkt
auch für Liechtenstein anwendbar erklärt. 8 Pro Wo
che waren es oft ein Dutzend. Sie wurden in den Zei
tungen veröffentlicht. 9 Anfang 1942 stellte die in
Buchs erscheinende Zeitung <Werdenberger & Ober-
toggenburgen (W&O) denn zutreffend fest:
«Liechtenstein ist so eng mit der schweizerischen
Wirtschaft verbunden, dass es für das Land prak
tisch wirtschaftlich kein Eigenleben mehr gibt.» 10
Schweizerische kriegswirtschaftliche Statistiken
führten in der Rubrik der Kantone jeweils nach
«Genf» zuunterst noch «Liechtenstein» auf, als wäre
es ebenfalls ein Kanton. 11 Und die im Fürstentum
verwendeten Rationierungskarten waren einfach
die schweizerischen, sie trugen das Schweizerkreuz
und die Bezeichnung «Schweizerische Eidgenos
senschaft» - nicht etwa Fürstenkrone und «Liech
tenstein». Alles kam von Bern und ging dorthin zu
rück.