130
Auferstandener mit Wäch
ter, Detail, Josef Seger,
1970, Pfarrkirche Bendern.
vier Szenen: Verkündigung, Geburt Jesu, Taufe im
Jordan, Himmelfahrt. Auf den Kreuzestod weisen
hier nur in der Himmelfahrtsszene die Wundmale
und drei kleine Golgathakreuze in der Landschaft
hin. Offenbar wollte man hier das Schöne, Erheben
de zeigen, nicht das qualvolle Sterben am Kreuz. Die
Jordanszene sollte die Gläubigen an ihre eigene
Taufgemeinschaft erinnern.
Ähnlich und doch anders sind in der 1939 erbau
ten und mit 12 Glasmalerei-Fenstern von Johannes
Troyer ausgestatteten, achteckigen Kirche von Trie-
senberg zentrale Momente der Erlösungsgeschichte
sichtbar: Auf einer Seite stehen Maria und Josef mit
dem Kind, angebetet von den Hirten und den drei
Königen, auf der Gegenseite dann der aus dem Grab
Auferstehende, flankiert von den sprachlosen Sol
daten und Frauen, an der Chorseite schauen aus
Rundfenstern die Apostelfürsten Petrus und Paulus
herab und im hinteren Teil sind vier Fenster den
Evangelisten gewidmet. So schliesst sich der Kreis
für die Kirchenbesucher: Geburt und Auferstehung
Christi als Eckpunkte des Erlösungsgeschehens,
durch die Apostel als Märtyrer weiter getragen,
durch die Evangelisten alles authentisch überliefert.
Zugleich bieten diese religiösen Bilder den Gläubi
gen Bezüge zum eigenen Leben: Mutterschaft, Fa
milie, Geburt und Tod, Freude und Trauer, Zweifel
und Zuversicht.
In Vaduz wiederum gestaltete 1965/66 der aus
dem vorarlbergischen Satteins stammende Martin
Häusle in der neugotischen Pfarrkirche neue Fens
ter. Er füllte die grossen Chorfenster mit Themen
und Szenen. Diese spannen den Bogen bilder- und
beziehungsreich vom Beginn der Schöpfung über
das Alte Testament bis zum Ende der Zeiten. Es er
scheinen die Tiere im Meer, Jonas im Walfisch, die
Jünglinge im Feuerofen, Noah, Loths Weib, Posau
nenengel des Jüngsten Gerichts, brennende Städte,
die apokalyptischen Reiter, ein Gut und Böse wägen
der Engel, der richtende Christus, die in den Himmel
tanzenden Seligen. Freude überwiegt den Schre
cken. Über dem Hauptportal schläft zwischen Scha
fen Moses unterm brennenden Dornbusch, in den
Masswerken der Fenster in Chor und Schiff kreisen
Engel und Farben. Martin Häusle, in den Formen