Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2010) (109)

LEUCHTENDE ZEUGEN DER ZEIT 
PETER GEIGER 
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VOM ENTWURF ZUM FENSTER: 
RAUHERRSCHAFT - KÜNSTLER - 
GLASWERKSTÄTTE 
Glasmalerei-Fenster werden vom Kirchenbauherrn 
- Gemeinde, Pfarrer, Kirchenbauverein - an Künst 
ler in Auftrag gegeben, mit mehr oder weniger wei 
ten inhaltlichen oder formalen Vorgaben. Der 
Künstler oder die Künstlerin entwirft die Fenster im 
Atelier. Eine spezialisierte Glasmalerei-Werkstätte 
führt sie technisch aus. Glas und Farben werden 
ausgewählt, die farbigen Glasteile zurechtgeschnit 
ten, allenfalls noch Schwarzlot oder Email aufgetra 
gen. Die Glasteile werden mit Bleistegen («Bleiru 
ten») verbunden. Das Fenster wird in einen eiser 
nen Rahmen, der das Fenster teilweise nochmals 
waagrecht unterteilt, gesetzt, der Rahmen in der 
Mauer der Fensterleibung verankert. Zusätzlich 
werden aussen in geringeren Abständen dünne run 
de Stäbe im Rahmen befestigt, als «Windeisen», 
welche dem wenig stabilen Fenster genügend Fes 
tigkeit geben. Heute wird meist noch eine äussere 
Schutzverglasung vorgesetzt. Beim Betrachten ei 
nes Fensters heben die Bleiruten als schwarze Lini 
en die Zeichnung von Figuren und Ornamenten her 
vor, und die waagrechten Rahmen und Windeisen 
unterteilen das Fenster waagrecht in Felder. Kunst 
und Qualität der Glasmalerei sind also sowohl dem 
Künstler als auch der Glasmalerei-Werkstätte ge 
schuldet. Daher sind zu Recht in einem der Fenster 
in der Regel beide genannt. 
Glasmalerei-Werkstätten wurden und werden für 
Liechtenstein jeweils aus Österreich und der 
Schweiz beigezogen. Das galt lange ebenso für die 
Künstler. Ab der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden 
zusehends auch einheimische Künstler, darunter 
drei Frauen, beauftragt: Martin Frömmelt, JosefSe- 
ger, Regina Marxer, Georg Malin, Hugo Marxer, Evi 
Kliemand, Monika Foser-Mahlknecht. Die letztere 
hat ausserhalb Liechtensteins auch 1964 Fenster 
der Kirche von Algund bei Meran und 1998 die gros 
se Glasrückwand der katholischen Kirche von 
Buchs (SG) geschaffen. 
Die Beton-Glasmalerei, bei der die Glasteile sehr 
dick sind und die Zwischenteile nicht aus Bleiruten, 
Blasender Engel, Detail, 
Martin Hänsle, 1955, 
Rofenbergkapelle, Eschen. 
Drei Könige, Detail, Edy 
Renggli, 1955, Kapelle 
St. Josef, Planken.
	        

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