FÜRSTLICHER SANITÄTSRAT DR. RUDOLF RHEINBERGER
1917 BIS 2009 / HARALD WANGER
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dizinischen Bereich als Assistentin an die Hand ge
hen konnte. Wenn auch die Zeit für seine Liebhabe
rei, die Familiengeschichte, immer knapper wurde:
Ganz vergessen hatte er sie nicht, und noch immer
prägte sie neben der Medizin sein Wirken. Die mar
kanten Persönlichkeiten seiner Vorfahren - sie wa
ren Amtsbote, Grundbuchführer und Rentmeister,
Generaloberin, Hauptmann und Landestechniker,
Regierungssekretär usw. - riefen durch ihre führen
den Stellungen direkt nach biographischen Bearbei
tungen.
Das wohl berühmteste Mitglied der Familie
Rheinberger, der Komponist und Kompositionsleh
rer Josef Gabriel Rheinberger, war am 25. Novem
ber 1901 gestorben und auf dem Südfriedhof in
München neben seiner Frau beigesetzt worden. Bei
einem Bombenangriff auf München 1944 wurde das
Grab zerstört. Fünf Jahre später wurden die Gebei
ne exhumiert und nach Vaduz gebracht. Die Ankunft
des Sarges, in dem sich die Gebeine der Eheleute be
fanden, und die feierliche Bestattung in heimatli
cher Erde war ein unvergesslicher und einschnei
dender Moment im Leben Rudolf Rheinbergers, der
im Zusammenhang mit seiner Forschungen zur Fa
miliengeschichte zu sehen ist.
Im gleichen Jahr hatte Rudolf Rheinberger in
Vertretung von Dr. Otto Schaedler die Mitglieder der
fürstlichen Familie bei Krankheitsfällen behandelt
und wuchs so allmählich in die Stellung eines Haus
arztes auf Schloss Vaduz hinein.
Eine logische Folge seiner Tätigkeit zusammen
mit seinem Vater und seinen Brüdern auf Burg Gu
tenberg war 1954 die Wahl in den Vorstand des
«Historischen Vereins für das Fürstentum Liechten
stein». Es war ein Amt, das ihn neben seinem Beruf
als Arzt ganz erfüllte.
Schon im August 1953 hatte Rudolf Rheinberger
einen Bauplatz im Beckagässle gekauft. Sein Bruder
Hans zeichnete einen Plan, der Rudolf und Brigitte
zusagte. Der Bau ging zügig voran, und im Oktober
1955 konnten Wohnung und Praxis bezogen wer
den. -Ab 1951 befand sich die Familie jedes Jahr im
Sommer auf der Foppa. Einige Jahre später ergab
sich die Möglichkeit, dort in der Gemeinde Triesen-
berg einen Bauplatz zu erwerben, und im Sommer
1963 war das neue Heim bezugsbereit. Wieder hat
te Bruder Hans die Pläne dazu geliefert.
Im selben Jahr gab Dr. Otto Schaedler altershal
ber seine Praxis auf und Rudolf Rheinberger über
nahm zusätzlich zu seiner eigenen grossen Klientel
diese Patienten ebenfalls. Dies war keine leichte
Aufgabe, hatte doch Dr. Schaedler den Ruf eines
ausgezeichneten Arztes. Doch schon an Weihnach
ten 1965 starb Dr. Otto Schaedler an einem Herzin
farkt. Damit verlor Dr. Rheinberger seinen Mentor. -
Ein Ersatz bot sich in Dr. Paul Biedermann, mit dem
er nun die Ferienvertretungen vereinbarte.
1962 erkrankte Regierungschef Dr. Alexander
Frick schwer. An seine Stelle trat Dr. Gérard Batli-
ner, ein junger Jurist, der mit Verve und vielen neu
en Ideen sein Amt antrat. Seine Schwerpunkte setz
te er neben der Erneuerung der Kirche im Sinne des
damals angelaufenen Konzils vor allem auf die kul
turelle, wissenschaftliche und künstlerische Ent
wicklung des Landes. 1963 legte der junge Regie
rungschef dem Landtag ein Gesetz vor, das die
Schaffung eines Kultur- und Jugendbeirates zum In
halt hatte, sowie ein zweites Gesetz, in welchem die
Gründung einer «Stiftung pro Liechtenstein» vorge
schlagen wurde. Beide Gesetze wurden vom Land
tag angenommen und Dr. Rheinberger zum Präsi
denten der beiden neuen Institutionen bestellt.
Trotz der grossen beruflichen Beanspruchung nahm
er die Ämter im Bewusstsein an, dadurch das Land
geistig fördern zu können.
Ausschnitt aus Rudolf
Rheinbergers Manuskript
«Walser und Rheinberger,
die Wirtefamilien des
Gasthauses <Löwen> in
Vaduz». Dieser Beitrag
wurde im Jahr 2004 als
letzte Arbeit von Rudolf
Rheinberger im Jahrbuch
des Historischen Vereins
Band 103 veröffentlicht.