Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2010) (109)

LEUCHTENDE ZEUGEN DER ZEIT 
PETER GEIGER 
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Um magisch leuchtende Glasmalereien zu bewun 
dern, mag man die Kathedrale von Chartres, den 
Kölner Dom, das Berner Münster, das Zürcher Frau 
münster oder die Klosterkirche von Königsfelden 
besuchen. Oder man sieht sich einfach in den Pfarr 
kirchen und Kapellen der eigenen Gegend, wo im 
mer in Europa, mit offenen Augen um, zum Beispiel 
im Sarganserland, im Werdenbergischen, in Vorarl 
berg - oder im Fürstentum Liechtenstein. Denn im 
ehemals bäuerlich-dörflichen Ländchen, wo man 
wenig vermuten würde, sind in den Pfarrkirchen 
und Kapellen der elf Gemeinden Glasmalerei-Fens 
ter in erstaunlicher Vielfalt zu entdecken. 1 
In diesem Beitrag soll nach allgemeinen Bemer 
kungen zu Glas und Technik der Glasmalerei auf die 
in Liechtenstein beobachteten Stilepochen, Inhalte, 
Künstler, Werkstätten und Stifter hingewiesen wer 
den. Zur Übersicht über alle Kirchen und Kapellen, 
in welchen es in Liechtenstein Glasmalerei gibt oder 
(soweit bekannt) gab, sind diese unten in zwei Lis 
ten chronologisch zusammengestellt. Die erste 
reicht bis 1945, die zweite danach weiter bis heute. 
Wer weiter Detailliertes zu diesen kirchlichen 
Kunstwerken und ihrem jeweiligen Kontext in Ge 
bäuden und Zeit wissen möchte, findet Hinweise in 
der am Schluss angeführten Literatur. 
Der vorliegende Beitrag ist auch als Anregung ge 
dacht, die Kunstwerke selber vor Ort zu besuchen. 
Die Kirchen sind offen. Bei manchen Kapellen sind 
die Schlüssel zu erfragen, etwa im nahen Gasthaus 
(so zu Rofenberg im «Hirschen», im Steg und auf 
Masescha im jeweiligen Kurhaus), bei der Gemeinde 
(so in Planken, zu Mariahilf in Balzers) oder beim 
Mesmer (so in Schaanwald). Anders auch als bei 
grossen Kathedralen liegen die Glasmalereien bei 
uns zum Greifen nahe vor Augen. 
GLAS UND GLASMALEREI 
Glas wird gewonnen, indem man, vereinfacht ge 
sagt, Quarzsand (SiCU) und weitere mineralische 
und metallische Stoffe (Oxide von Silber, Blei, Mag 
nesium etc.) auf etwa 1600 Grad Celsius erhitzt und 
dann abkühlen lässt. Die flüssige Masse nimmt im 
Erkalten und Erstarren bei etwa 600 Grad die Glas 
struktur an, auf der molekularen Ebene eine 
unregelmässige (amorphe) Netzstruktur. Glas ist 
lichtdurchlässig und je nach mineralischen Beimen 
gungen farbig - Silberoxid zum Beispiel erzeugt im 
Glas Gelb -, zugleich ist es hart, brüchig und korrosi 
onsbeständig. Seit dem Hoch- und Spätmittelalter 
wurde Glas zusehends für Fenster verwendet. Grös 
sere Glasfenster mussten wegen der Brüchigkeit aus 
kleinen Teilen zusammengesetzt werden, etwa als 
Butzen oder für Figuren und Ornamente in Mosaik 
teilen unterschiedlicher Form und Farbe. Bedurfte 
etwa ein Gesicht feinerer Zeichnung, so wurde diese 
auf dem Glasteil mit Schwarzlot oder Emailfarbe 
ausgeführt und ebenfalls im Verglasungsverfahren 
eingebrannt. 
Die Architekten der Gotik öffneten dank Spitzbo 
gen und Strebensystem die Wände für grosse Fens 
terflächen, so wurden monumentale Fenster und 
Rosetten mit Glasmalerei möglich. Den gotischen 
Rosetten ist die heute in der Westwand der Schaa- 
ner Pfarrkirche schwebende, reich ornamentierte 
neugotische Rosette der 1890er Jahre nachgebildet. 
Ebenso erinnern die 1965/66 entstandenen grossen 
Chorfenster der Vaduzer Pfarrkirche an die monu 
mentalen gotischen Kathedralenfenster. 
1) Erweiterte Fassung des vom Autor im Jahre 2008 in der Zeit 
schrift <Terra plana>, Zeitschrift für Kultur, Geschichte, Tourismus 
und Wirtschaft, Meis, Nr. 3/2008, S. 3-9, publizierten Beitrags, der 
bei der dortigen Leserschaft viel Beachtung gefunden hat. Die JBL- 
Redaktion dankt dem <Terra plana>-Redaktor Josef Tschirky für das 
Einverständnis und die freundliche Kooperation. Im vorliegenden 
Beitrag sind zusätzliche Bilder ausgewählt worden, so dass mög 
lichst jede Gemeinde, jedes Gebäude und alle Künstlerpersonen 
vertreten sind.
	        

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