Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2009) (108)

DIE ANFÄNGE DES SELBSTSTÄNDIGEN VORARLBERG GERHARD WANNER nahm im Landtag und in den Gemeinden meist nur die dritte Stelle ein. In den Gemeinden Dornbirn, Bludenz, Hard und Rieden-Vorkloster besassen sie jedoch bedeutende Stimmenanteile.59 
60) Weitensfelder, S. 137 f. 61) Nachbauer, S. 169. 62) 3. La, 3. Dezember 1918, S. 48 f., sowie Vogel, S. 5-25. DEUTSCHFREISINNIGE Die Grossdeutschen oder Deutschfreisinnigen, in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts aus den Libe- ralen herausgewachsen,50 waren am Ende der Mo- narchie eine schwache und nur schlecht organisier- te Gruppierung, die während des Krieges kaum Ak- tivitäten zu entfalten vermochte. Zeigten sie sich noch im August 1918 als treue Anhänger des Kaiser- hauses, wandelte sich ihre Einstellung Mitte Okto- ber schlagartig: Sie schworen dem «Gottesgnaden- tum» und selbst einer demokratischen Monarchie ab und strebten einen republikanischen Kurs an.61 Gleichzeitig begannen sie sich von Dornbirn aus zu organisieren und schufen eine einheitliche Partei- gliederung. Am 15. Dezember 1918 beschlossen sie ihr Parteiprogramm. Sie gaben sich antisemitisch, waren für eine klare Trennung von Kirche und Staat, forderten die Verstaatlichung des gesamten Schul- und Bildungswesens und die Gleichheit von Mann und Frau. Abgesehen vom Antisemitismus verfolgten sie somit ähnliche Ziele wie die Sozialde- mokraten und erhofften sich, mit diesen im Landtag ein starkes Gegengewicht gegen die Christlichsozia- len, ja selbst die Übernahme der Macht. Die Zukunft sahen sie im Aufbau eines «deutschen Volksstaates» und dementsprechend in einem Anschluss an «Schwaben» beziehungsweise Deutschland. Im Landtag besass die «Akademiker- und Fabrikanten- partei» ein Fünftel der Stimmen.62 54) Wanner 1983, S. 158-161 55) VW, 8. November 1918. 56) Wanner, 1983, S. 104. 57) VW, 9. November 1918. 58) VW, 28. November 1918. 59) VW, 1. Dezember 1918. 75
	        

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