Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2009) (108)

DIE ANFÄNGE DES SELBSTSTÄNDIGEN VORARLBERG GERHARD WANNER mungsrecht der Völker, aber noch im August 1918 bekannte sie sich klar zur Monarchie.51 Der Zusam- menbruch der Italienfront und die Bildung der ers- ten deutschösterreichischen Regierung Ende Okto- ber 1918 führten jedoch zu einem raschen Gesin- nungswandel zugunsten der Republik. Am 13. No- vember bekannte sich die Parteileitung offiziell zur Republik.52 In der 3. Landtagssitzung am 3. Dezem- ber erklärte ihr Abgeordneter Johann Mitteiberger vor dem Plenum: «Die christlichsoziale Partei Vor- arlberg stellt sich uneingeschränkt auf den Boden der demokratischen Republik».53 Bereits neun Tage später erschienen ihre um- fangreichen und detaillierten «Parteileitsätze». Die Christlichsozialen forderten das gleiche, geheime, allgemeine und direkte Wahlrecht, auch für Frauen, ausserdem Volksabstimmungen nach Schweizer Muster, weitgehende Selbstständigkeit nach dem Vorbild der Schweizer Kantone, volle Sicherung der christlichen Ehe und Familie, Schutz des «deut- schen Volkes gegen alle Unmoral, die die Kraft des Volkes zu untergraben droht» und sie verurteilten Militarismus, Bürokratismus «und mit aller Ent- schiedenheit die Vorherrschaft des Judentums». Ganz im Sinne ihrer ständischen Ideologie gab es ausführliche Leitsätze für die einzelnen Berufsgrup- pen: für die Arbeiterschaft wurde der Ausbau der Sozialgesetze und ihre internationale Vertretung ge- fordert. SOZIALDEMOKRATEN Die irrationale Kriegsbegeisterung und die Ein- schränkung der politischen Tätigkeiten hatten die sozialdemokratische Partei während des Krieges in 
3 VII. 9Ife fultiirilfen fragen mil'Lbie 
gartet nafy ben unmriiffb'areii. ©tunbfätjeit bes ffirjtiften* lums geregelt n>i[jen. Sie tverllangt: a) t>'ol!!e" greifyeit aud) für bie latfyöü* fiäjie Sleligton, für ityre ^tuswßung unb fair ihre EinridjiSungen, b) t o n f 
c \ j i o n e 1' I e 3 u g e n b e r $ i e fr u n g:, c) u o f i e S i rf);e r u n g b t r et) r i fr,! i dji e n (El; c unb (5amtIie, d) i Sdjitti}: bes b«ulfd)ien Joffes gegen a®e Uu* nnornl1, bie bie Kraft bes SBoTfes tju untet= graben brotjt. VIII. Sie 
jfefäm:pft mit all't (Entfdjjt'ebenljeit bio. 23 io r I;' e r r \ *!) a f t b •? s 3 u b e n t u m: 5, finde iißertjbujit ben untyiiltoofen imb oerber&Iiidjien <£in= ffufe bes iiibijüfyen .©elftes mif 
«elf W ture'lbn, rairtfdjaftlidjien unb poHtif^en ©ebteten. IX. Tie Sorge für bie 33 p l'f sg e f u n 
b ty e i t in, unferem ßanbe mufe auf ber ganä^n £iuie ben neiijvifiMjien gotberungeu angepaßt werben, wie fie hii .ber 'Xu6err-ulofcfürfovgc fapn in bie SB'eae gel'oifet uiurbe. X. £ie d}:i\tM$fyiak oportet rj.evlangt eine -93er» liefung jegftdjer SBifbuiig. 9Jut' füdjüges. SBiffen «Parteileitsätze» der Vor- arlberger Christlichsozia- len vom Dezember 1918. 48) W, 10. November 1918. 49) VW, 19. November 1918. 50) WF, 19. November 1918. 51) Hammerle, S. 154-157. 52) W, 14. November 1918. 53) Leitsätze, 12. Dezember 1918. 73
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.