DIE ANFÄNGE DES SELBSTSTÄNDIGEN VORARLBERG GERHARD WANNER mungsrecht der Völker, aber noch im August 1918 bekannte sie sich klar zur Monarchie.51 Der Zusam- menbruch der Italienfront und die Bildung der ers- ten deutschösterreichischen Regierung Ende Okto- ber 1918 führten jedoch zu einem raschen Gesin- nungswandel zugunsten der Republik. Am 13. No- vember bekannte sich die Parteileitung offiziell zur Republik.52 In der 3. Landtagssitzung am 3. Dezem- ber erklärte ihr Abgeordneter Johann Mitteiberger vor dem Plenum: «Die christlichsoziale Partei Vor- arlberg stellt sich uneingeschränkt auf den Boden der demokratischen Republik».53 Bereits neun Tage später erschienen ihre um- fangreichen und detaillierten «Parteileitsätze». Die Christlichsozialen forderten das gleiche, geheime, allgemeine und direkte Wahlrecht, auch für Frauen, ausserdem Volksabstimmungen nach Schweizer Muster, weitgehende Selbstständigkeit nach dem Vorbild der Schweizer Kantone, volle Sicherung der christlichen Ehe und Familie, Schutz des «deut- schen Volkes gegen alle Unmoral, die die Kraft des Volkes zu untergraben droht» und sie verurteilten Militarismus, Bürokratismus «und mit aller Ent- schiedenheit die Vorherrschaft des Judentums». Ganz im Sinne ihrer ständischen Ideologie gab es ausführliche Leitsätze für die einzelnen Berufsgrup- pen: für die Arbeiterschaft wurde der Ausbau der Sozialgesetze und ihre internationale Vertretung ge- fordert. SOZIALDEMOKRATEN Die irrationale Kriegsbegeisterung und die Ein- schränkung der politischen Tätigkeiten hatten die sozialdemokratische Partei während des Krieges in
3 VII. 9Ife fultiirilfen fragen mil'Lbie
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