Franz Loser (1862-1923), christlichsozialer Reichs- ratsabgeordneter in Wien, von 1918 bis 1919 Landes- hauptmann-Stellvertreter in Vorarlberg und Mitglied der provisorischen Natio- nalratsversammlung in Wien.
ser Schuhmacher.1 Sie hatten die Vorgänge in Wien hautnah miterlebt, da sie seit dem 21. Oktober 1918 der Provisorischen Nationalversammlung angehör- ten. Am 1. November erschienen sie in Bregenz bei Dr. Otto Ender, dem Advokaten und seit 1915 Direk- tor der Landeshypothekenbank, den sie bestürm- ten, sich als neuer Landeshauptmann zur Verfügung zu stellen und gemeinsam mit ihnen die Selbststän- digkeitserklärung Vorarlbergs vorzubereiten. Noch am Allerheiligentag versammelten sich in der Lan- deshypothekenbank die Vertrauensmänner der Christlichsozialen, die auch mit den Sozialdemokra- ten und den Deutschfreisinnigen Kontakt wegen ei- ner koalitionären Regierungsbildung aufnahmen. Zwei Tage später übergab der kranke ehemalige Landeshauptmann Dr. jur. Adolf Rhomberg an Dr. jur. Otto Ender die Geschäfte.2 Die zwei ersten Massnahmen des Landesrates galten der Aufrechterhaltung von «Ruhe und Ord- nung» und der Sicherstellung der «Ernährung unse- res Volkes».3 Alle Behörden und Ämter (auch die Be- zirkshauptmannschaften) führten ihre Geschäfte weiter wie bisher und wurden wie das Militär und die Polizei von nun an der Landesregierung unter- stellt. Post-, Telegrafen- und Eisenbahnangelegen- heiten wollte man jedoch wie bisher gemeinsam mit Tirol regeln. Um die innere Sicherheit zu gewähren und die Landesgrenzen zu schützen, wurde noch am 3. November 1918 zur Gründung einer «Volks- wehr» aufgerufen. Die Vorarlberger «Landes-Zei- tung» erklärte programmatisch: «In mustergültiger politischer Erziehung und dem Vorsatze, für unser Land nur das Beste zu wollen, entsprechend den Er- rungenschaften einer neuen, aufgeklärten Zeit, in Erkenntnis der Lehren dieses Krieges, wollen wir in den neuen Abschnitt der Geschichte unseres Landes eintreten. Das walte Gott!»4 Im neuen Landtag waren drei Parteien vertreten, die Christlichsozialen mit 19 Mandataren, die Deutschfreisinnigen (Grossdeutsche) mit sechs und die Sozialdemokraten mit vier, letztere erstmals. Die numerische Zusammensetzung beruhte auf dem Reichsratswahlergebnis von 1911. Frauen besassen von nun an das aktive und passive Wahlrecht. 62