Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2009) (108)

DAS KRIEGSENDE 1918 IN LIECHTENSTEIN UND SEINE AUSWIRKUNGEN / RUPERT QUADERER Parteigründungen Der Wahlkampf vom 11. März 1918 mit der direkten Wahl der Abgeordneten erforderte eine wirksamere Organisation der Wählergruppen. Die Christlich-so- ziale Volkspartei (nachfolgend Volkspartei genannt) war in diesem Gründungsvorgang der vorpreschen- de Part; sie verwendete ihren Parteinamen als Be- griff vor der Fortschrittlichen Bürgerpartei. Ihr ge- naues Gründungsdatum kann aber nicht festgestellt werden. Gesichert ist, dass im Vorfeld der Wahlen von 1918 Gleichgesinnte sich zusammenschlössen. Ein eigentlicher Gründungsakt kann aber bei der Volkspartei nicht ausgemacht werden. Die Bezeich- nung «christlich-sozial» verwendete die sich um Wilhelm Beck formierende Gruppe erstmals am 23. Februar 1918 im Zusammenhang mit einem Wahl- vorschlag in den «Oberrheinischen Nachrichten».54 Eine Woche später, am 2. März, kam der Wahlvor- schlag von einem «Wahl-Komitee».55 Am 6. März, in einer Mittwochausgabe anstatt der üblichen Sams- tagausgabe, brachten die «Oberrheinischen Nach- richten» einen «Wahlvorschlag der Volkspartei».56 Somit hatte wenige Tage vor den Landtagswahlen vom 11. März 1918 die «Christlich-soziale Volkspar- tei» nach einem längeren Entstehungsprozess die politische Szene Liechtensteins betreten. Der konservative Personenkreis um das «Liech- tensteiner Volksblatt» wehrte sich gegen die Grün- dung von Parteien. Aber auch diese Gruppierung konnte sich der angebahnten Entwicklung nicht mehr entziehen. Schon in der Vorbereitung der Wahlen vom März 1918 mussten sie sich für ein ge- meinsames Vorgehen organisieren. Seit Februar 1918 trafen sich deshalb Gleichgesinnte und bilde- ten ein Wahlkomitee. Sie stellten den Wählern sogar ein «Wahlprogramm» vor. Den endgültigen Schritt zur Gründung der «Fortschrittlichen Bürgerpartei» (nachfolgend Bürgerpartei genannt) machten die Initianten am 22. Dezember 1918. Zu diesem Ent- scheid werden auch die Vorgänge vom 7. November 1918 um den erzwungenen Rücktritt des Landes- verwesers Imhof wesentlich beigetragen haben. Dieses Ereignis hatte den konservativen Kräften of- fenbart, dass zur erfolgreichen Durchsetzung eines Zieles eine organisierte Gruppe notwendig war. 
Der «offizielle Gründungstag der Fortschrittli- chen Bürgerpartei» sollte nach dem «Liechtenstei- ner Volksblatt» «für alle Zukunft mit goldenen Buch- 49) LVolksblatt Nr. 33/16. August 1918. 50) LLA RE 1918/3838 ad 3172, 7. September 1918. Verordnung LGB1. 1911/Nr. 1, ausgegeben am 6. April 1911. 51) LLA RE 1918/471 ad 3171. Grippeberichte der Gemeinden. 52) LLA RE 1918/471 ad 3172, 2. Grippeberichte der Gemeinden über die zweite Hälfte Oktober und erste Hälfte November. 53) LLA RE 1918/4918 ad 3172, 22. November 1918; Bericht Ortsvorstehung Triesenberg an Regierung. 54) ON Nr. 8/23. Februar 1918. 55) ON Nr. 9/2. März 1918. 56) ON Nr. 10/6. März 1918. Daser Parlei-Vimllaii. Albert Wolfinger, Landwirt, Balzers Sprenger Josef, Schmied, Triesen Emil Risch, Lehrer, Triesen Josef Gassner, Vorsteher, Triesenberg Dr. W. Beck, Rechtsanwalt, Vaduz Anton Walser, „Kirchthaier", Vaduz Johann Wanger, Landwirt, Schaan. Wähler haltet eaeh geoan an diese Liste! Lasst euch nicht irreführen! Einigkeit macht stark! Das Wahl-Komitee. Das Wahl-Komitee der Gruppe um Wilhelm Beck veröffentlichte in den «Oberrheinischen Nach- richten» vom 2. März 1918 einen Wahlvorschlag für die bevorstehenden Landtagswahlen. 33
	        

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