Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2009) (108)

«Liechtensteiner Volksblatt» publizierter Beitrag mit dem Titel «Vorschläge zur teilweisen Behebung der Seifennot».30 In diesem Artikel wird erläutert, dass die Herstellung von Seife wegen des Mangels an Fettstoffen stark beeinträchtigt sei, da aus den überseeischen Ländern keine solchen Produkte mehr importiert werden könnten. Diese Entwick- lung hatte zur Folge, dass die noch zur Verfügung stehenden Fettstoffe ausschliesslich für die Nah- rungsversorgung verwendet werden mussten. Es gebe zwar fortwährend «Anpreisungen von Fabri- katen, die die Seife vertreten sollten». Aber das Wort «Ersatz» sei inzwischen ein «bis zum Überdrusse gebrauchtes Wörtchen». Als Ausweg aus dieser «Seifennot» wird vorgeschlagen, durch das Sieden von Knochen und Abfällen aus Schlachtungen Fett für die Seifenerzeugung zu gewinnen. Dabei betont der Artikel aber, dass von den Knochen «selbstre- dend nur solche verwendet werden, die zum Sup- pensieden nicht brauchbar sind». Die Seifennot führte sogar zu einer gerichtlichen Untersuchung gegen Julius Meier in Schaan. Julius William Meier, eine schillernde Erscheinung, Jahr-gang 
1881, war während des Krieges nach Liech- tenstein gekommen und führte gemäss den Anga- ben in seinem Briefkopf ein Friseurgeschäft und eine Seifensiederei. Er hatte sich - so berichtete Meier der Regierung - bei Kriegsausbruch in Genf aufgehalten und war von dort wegen Spionage zu Gunsten Deutschlands ausgewiesen worden.31 In der amerikanischen Gesandtschaft in Bern habe man ihm den Reisepass und das «amerikanische Bürgerzeugnis» abgenommen. Er war so - vermut- lich im Herbst 1917 - ohne Ausweispapiere nach Liechtenstein gekommen. Meier eröffnete in Schaan ein Friseurgeschäft und betätigte sich gleichzeitig auch mit der Produktion von Seife. Er verkaufte auch einen «Tabakersatz», den er als «Rauchkraut» bezeichnete. Die selbstgefertigten Zigaretten «Spor- tillos» bot er zum Stückpreis von sechs Hellern an. Wegen verschiedener Delikte war Meier ver- warnt worden, zum Beispiel wegen verbotenem 30) LVolksblatt Nr. 36/6. September 1918. 31) LLA RE 1917/2883, 11. Juli 1917; Julius Meier an Regierung. Julius William Meier be- trieb in Schaan nicht nur ein Frisörgeschäft, sondern verkaufte laut diesem Zei- tungsinserat vom Juli 1918 auch Stahlfederreifen, die als Ersatz für kaum noch erhältliche Fahrrad-Gum- mimäntel und -Schläuche dienten. 
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SlriifelS ju überjeugen. 2)iefe Stabjretfen toerben in ©eutfdjlanb ju §unberttaufenben gefahren, alfo muffen fte toofjt redjt fein. Sßrofpefte- finb bei mir gratis ju ermaßen. %ntm SReter, Meur, @*<wn. 28
	        

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