Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2009) (108)

Ereignisse im Oktober und im November 1918 Leopold von Imhof (1869-1922) war von 1914 bis 1918 fürstlich-liechten- steinischer Landesverwe- ser in Vaduz. 
DER STURZ DES LANDESVERWESERS IMHOF AM 7. NOVEMRER 1918 Nach der Eröffnung der Landtagssitzung vom 7. No- vember 19181 erklärte Landesverweser Leopold von Imhof, dass er sich von seinem Amt zurückziehe, da ihm das Vertrauen «nicht mehr allgemein zugewen- det werde».2 Gleichzeitig bat Imhof den Landtag, ei- nen provisorischen Vollzugsausschuss «aus Män- nern des Landes» zu wählen. Der Abgeordnete Wil- helm Beck dankte dem Regierungschef für seinen Entschluss und stellte den Antrag, die Wahl eines Vollzugsausschusses vorzunehmen. Landtagspräsi- dent Albert Schädler und der fürstliche Abgeordnete Johann Baptist Büchel beantragten, diese Be- schlussfassung zu verschieben. Sie begründeten dies damit, dass sie von diesem Antrag überrascht worden seien. Zudem sei die Sache zu wichtig und lasse «sich nicht so kurzer Hand erledigen». Nach weiterer kontradiktorischer Debatte beschloss der Landtag mit zwölf gegen die drei Stimmen der fürst- lichen Abgeordneten die Wahl durchzuführen. Auf Antrag des Landtagsvizepräsidenten Friedrich Wal- ser wählte der Landtag in diesen Vollzugsausschuss Martin Ritter (1872-1947), Wilhelm Beck (1885- 1936) und Emil Batliner (1869-1947). Batliner lehn- te die Wahl ab. An seiner Stelle wurde Franz Josef Marxer (1871-1958) aus Eschen gewählt. An diesem Vorgang, der ohne Wissen und ohne Mitwirken des Fürsten über die Bühne ging, haftete der «Ludergeruch der Revolution». Es entsprach nicht der Verfassung, dass ein Landesverweser von sich aus zurücktrat und der Landtag an seine Stelle eine Regierung wählte. Dies war für Liechtenstein ein unerhörtes Geschehen, das dementsprechend heftige und kontroverse Debatten auslöste. Um die angespannte Situation zu lösen, ernannte Fürst Johann II. seinen Neffen Prinz Karl zum Lan- desverweser.3 Prinz Karl war vom Fürsten ermäch- tigt, mit Landtagsmitgliedern und mit Mitgliedern des provisorischen Vollzugsausschusses Fühlung aufzunehmen und so die Wünsche der Landesbe- wohner und die zur Erfüllung dieser Wünsche aus- gearbeiteten Vorschläge in Erfahrung zu bringen.4 Vom 6. bis 9. Dezember fanden die Beratungen 18
	        

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