Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2009) (108)

DIE FELDKIRCHER JESUITEN IM KAMPF GEGEN HEXEN UND DÄMONEN / MANFRED TSCHAIKNER Die Patres meldeten dem Vorsteher der oberdeut- schen Provinz regelmässig Steigerungen des öffent- lichen Ansehens und der Akzeptanz ihrer magisch- religiösen Heilmittel.25 Um diese weiter zu erhöhen, bedienten sie sich nicht nur vielfältiger praktischer Anwendungen, der Predigt oder der Katechese, son- dern auch der Propagierung durch Kleindrucke.26 EINE SCHRIFT GEGEN DEN ABFALL VOM GLAUBEN In seiner «Geschichte des Fürstenthums Liechten- stein» brachte Peter Kaiser eine bemerkenswerte anonyme Publikation mit den Feldkircher Jesuiten in Verbindung. Sie warnte vor dem Abfall vom ka- tholischen Glauben und empfahl Mittel, «wie die tödtlichen Glaubenswunden eines abfallenden Men- schen zu heilen seien, ob man sich darob zu ärgern, oder nicht vielmehr und eben darum an der katholi- schen Kirche sich desto heftiger stärken und zu hal- ten habe».27 Die Widmung an die «ehrsamen, wohl- achtbaren und weisen Herren Landammänner Georg Wolf aus Vaduz, Georg Bürkle von Schan und Jakob Schreiber von Eschen» ermöglicht nur eine grobe Datierung des Druckwerks in den Zeitraum zwischen 1669 und 1679.28 Der erst im folgenden Jahr massgeblich an den Hexenprozessen beteiligte Ammann Hans Öhre vom Schellenberg ist darin noch nicht erwähnt.29 Dass es sich bei der Schrift um eine der zahlrei- chen Publikationen der Feldkircher Jesuiten han- delte,30 erscheint naheliegend. Ein inhaltlicher Be- zug auf das Hexenwesen als die schlimmste Form des Glaubensabfalls war durchaus möglich, kann je- doch nur vermutet werden. Zu den Hauptanliegen der Patres zählte es jedenfalls, den Abfall vom ka- tholischen Glauben zu verhindern beziehungsweise Anderskonfessionelle zu einem Übertritt zu bewe- gen. Dabei spielten Dämonen, kaum aber die Hexe- rei eine grosse Rolle. Die entsprechenden Bemühun- gen um Konvertierungen Andersgläubiger und ihre Erfolge wurden in den «Litterae annuae» regelmäs- sig vermerkt. 
KAMPF GEGEN BESESSENHEIT UND VERHEXUNGEN 1654 sollen sich die jesuitischen «Amulette» bei der besessenen Frau eines ehrsamen Feldkircher Bür- gers bewährt haben. Honesti civis coniugem occupabat iniuriosus hospes diabolus neque tolerabilibus calamitosam imperiis perurgebat, cum noster accitus amuleta, quaecum- que fuerunt ad manum, sacra promere coepit. Non moveri multum inquilinus.31 Als gewalttätiger Gast befiel der Teufel die Gattin eines ehrenwerten Bürgers und bedrängte sie mit unerträglichen Befehlen, als ein Unsriger kam und damit begann, jedwede heiligen Amulette, die zur Hand waren, hervorzuholen. Der innewohnende Teufel (konnte) sich nicht (mehr) viel bewegen. 20) Rapp (wie Anm. 6), S. 148; Winkler (wie Anm. 6), S. 5G. 21) Ludewig (wie Anm. 8), S. 108, Anm. 2. 22) BHStA München, Jesuitica, Nr. 108, 1650, S. 92. 23) Vgl. auch Tschaikner, Magie (wie Anm. 12), S. 126. 24) BHStA München, Jesuitica, Nr. 110, 1664, fol. 363b. 25) Vgl. dazu Ludewig (wie Anm. 8), S. 1 28. 26) BHStA München, Jesuitica, Nr. 111. 1666, S. 62. 27) Kaiser (wie Anm. 14), S. 431. 28) Ospelt, Joseph: Landammänner-Verzeichnis und Landammän- ner-Siegel. In: Jahrbuch des Historischen Vereins des Fürstentums Liechtenstein 40 (1940), S. 37-51, hier S. 41-51; Büchel, Johann Baptist: Geschichte des Eschnerberges. In: Jahrbuch des Histori- schen Vereins des Fürstentums Liechtenstein 20 (1920), S. 5-36, hier S. 35. 29) Ospelt (wie Anm. 28), S. 47; vgl. auch Tschaikner, Teufel (wie Anm. 12), S. 20. 30) Burmeister, Karl Heinz: Kulturgeschichte der Stadt Feldkirch bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Sigmaringen, 1985 (= Geschichte der Stadt Feldkirch. Hrsg. v. Karlheinz Albrecht. Bd. 2), S. 199. 31) BHStA München, Jesuitica, Nr. 108, 1654, S. 71-73; Nr. 162, 1654, o. fol. 217
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.