Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2009) (108)

DAS KRIEGSENDE 1918 IN LIECHTENSTEIN UND SEINE AUSWIRKUNGEN / RUPERT QUADERER Ungarn führte dazu, dass Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner, die bei Kriegsausbruch sich in den Ententestaaten aufhielten, als Angehörige eines feindlichen Staates interniert wurden oder ihr Ver- mögen unter Sequester gestellt wurde. Aufgrund dieser Erfahrung erklärte die liechtensteinische Re- gierung immer wieder, dass sich Liechtenstein neu- tral verhalte und ein von Österreich unabhängiger Staat sei. Das Haus Liechtenstein zeigte im Krieg ein klares Bekenntnis zu Österreich-Ungarn. Am eindeutigsten zeigt sich dies in der Teilnahme mehrerer Mitglie- dern des Hauses am Krieg im österreichischen Heer. Prinz Heinrich, ein Onkel Franz Josef IL, erlag am 16. August 1915 seinen im Krieg erlittenen Verlet- zungen. Die österreichfreundliche Haltung zeigt sich auch in grosszügigen Spenden und in der Auf- nahme Verwundeter auf den fürstlichen Besitzun- gen Feldsberg und Eisgrub. Die sich immer stärker auswirkenden Kriegsfol- gen bewirkten innerhalb eines Teiles der Bevölke- rung Unzufriedenheit mit der Regierung und mit der engen Anbindung an Österreich. Der Ausbruch des 
Krieges hatte Liechtenstein 1914 unvorbereitet ge- troffen. Weder auf der politischen (Neutralitätsfra- ge) noch auf der wirtschaftlichen Ebene (Lebensmit- telrationierung) waren vorbereitende Regelungen verfügt worden. Dies zeigte fatale Folgen, weil Liechtenstein nicht in der Lage war, sich aus eige- nem Vermögen ausreichend mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Die Unerfahrenheit in der Verwaltung manifestierte sich in den oft zu kurz greifenden Vor- kehrungen der öffentlichen Hand. Die dadurch in Teilen der Bevölkerung ständig anwachsende Unzu- friedenheit bot der sich bildenden politischen Oppo- sition Anlass und Gelegenheit, sich zu organisieren und zu profilieren. 500 km 
r NORWEGEN JGROS^Vl BREIEN London i—\.J 
BELGIEN Paris-* tfl Marne- Veraun schlacht ' . ,..„—s SCHWEIZ 
Petrograd RUSSLAND Tannenberg • Wien ÖSTERREICH- UNGARN r Sarajevo 0 (Kriegseintritt 1915) 
SERBIEN MONTE- NEGRO 
RUMÄNIEN (Kriegseintritt 1916) BULGARIEN ( (Kriegseintritt ] ^ ^Jf GRI 
IECHENLAND (Kriegseintritt 1917) 
OSMANI- 4>ASCHES ,£iREICH (Kriegseintritt 1 Okt. 1914) 
Europa im Ersten Weltkrieg. • Mittelmächte I Verbündete der Mittel- mächte Entente-Mächte Verbündete der Entente-Mächte Neutrale Staaten 17
	        

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