Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2009) (108)

alle Schulden bezahlt werden, aber diese Herrschaft versprach einen jährlichen Ertrag von zirka 12 OOO Gulden, mit denen die Hohenems langsam über Jah- re hinweg die restlichen Schulden bezahlen woll- ten.107 Somit erklärte sich 1707 der Graf von Königs- egg-Aulendorf endlich mit einem Verkauf von Vaduz an den Fürsten Johann Adam von Liechtenstein ein- verstanden,108 welcher am 22. Februar 1712 erfolg- te.109 Zu diesem Zeitpunkt gingen für die Bevölkerung langsam schwere Zeiten zu Ende. Während des Spa- nischen Erbfolgekrieges waren Vaduz und Schellen- berg fest in den österreichischen Verteidigungsgür- tel miteinbezogen und die Untertanen dadurch schwer belastet worden. Die vorarlbergischen Stände, die bei Truppen- durchmärschen die Übernachtungs- und Raststatio- nen festlegten, benachteiligten im Spanischen Erb- folgekrieg die Vaduzer und Schellenberger Unterta- nen, indem sie diesen besonders viele Einquartie- rungen auferlegten, was schliesslich zu Protesten der Innsbrucker Regierung bei den Ständen und dem Bregenzer Oberamt führte.110 Der indirekte Einfluss Spanien auf die Erhebung zum Fürstentum Liechtenstein zeigte sich mit Fürst Anton Florian von Liechtenstein, dem Obersthof- meister Kaiser Karls VI. Er begleitete Karl im Erbfol- gekrieg nach Spanien und wurde für seine Verdiens- te zum spanischen Granden ernannt. Nach dem Tod seines Vetters Fürst Johann Adam von Liechtenstein wurde er zum Regenten des Hauses Liechten- stein.111 Anton Florian gelang es 1718 in einer in- nerfamiliären Einigung mit seinem Neffen Joseph Wenzel von Liechtenstein, die beiden reichsunmit- telbaren Herrschaften Vaduz und Schellenberg von der liechtensteinischen Nebenlinie in seine eigene Hauptlinie gegen die Herrschaft Rumburg zu tau- schen.112 Das machte durchaus Sinn, den der Regent der Hauptlinie, Fürst Anton Florian von Liechten- stein schaffte es 1719, die beiden Flerrschaften un- ter dem Namen «Liechtenstein» in ein Fürstentum erheben zu lassen,113 was wiederum zum unabhän- gigen Bestehen dieses Landes bis zum heutigen Tag beitrug. Gelungen ist Anton Florian das aber nur durch seine treuen Dienste im Spanischen Erbfolge-krieg, 
womit sich der Kreis des fortwährenden spa- nischen Einflusses seit dem Beginn der hohenemsi- schen Herrschaft auf diesen kleinen Flecken auf der Landkarte wiederum schliesst. Am 22. Februar 1721 erreichte dann letztendlich das Notifikationsschreiben des Kaisers die Kommis- sion in Regensburg, in dem der Kaiser dem Kardinal Christian August, Herzog von Sachsen, mitteilte, dass Fürst Anton Florian von Liechtenstein nun Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat von Regensburg innehat.114 Auf diese Weise verhalf das kleine Terri- torium seinen neuen Landesherren zu internationa- lem politischen Einfluss. Den Vorbesitzern, den Grafen von Hohenems, ge- lang es aber nicht, ihre ursprüngliche familiäre Er- folgsgeschichte weiter fortzuführen. Jakob Hanni- bal III. von Hohenems hatte mit Anna Amalia, Freiin von Schauenstein, nur einen einzigen Sohn namens Franz Rudolf. Franz Rudolf wurde am 10. Dezember in Vaduz geboren. 1710 heiratete Franz Rudolf Ly- dia, geborenen Gräfin d'Hautefort, Marquise de Sur- ville. Lydia verstarb 1713 kurz vor der Geburt ihres ersten Kindes in Hohenems. Der Kemptener Fürst- abt Rupert von Bodman berichtete darüber an den Kaiser, dass die Gräfin Anna Amalia dem Arzt nicht erlaubte, das ungeborene Kind zu retten.115 Graf Franz Rudolf von Hohenems heiratete daraufhin 1718 Anna Margaretha, Freiin von Thurn-Valsassi- na. Nachdem seine zweite Ehefrau ebenfalls kinder- los gestorben war, heiratete Franz Rudolf 1733 Franziska Romana de la Roche. Als Franz Rudolf von Hohenems 1756 starb, hinterliess er zwei Töch- ter. Mit dem Tod seines Vetters Franz Wilhelm am 9. November 1759 erlosch die Familie Hohenems schliesslich im Mannesstamm.116 Die Lehensgüter Lustenau und Hohenems fielen nach dem alten Le- hensrecht nun an ihren Lehensherrn, in diesem Fall das Haus Österreich, zurück.117 206
	        

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