Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2009) (108)

DER EINFLUSS SPANIENS AUF DIE HERRSCHAFTEN VADUZ UND SCHELLENBERG / KATHARINA ARNEGGER nehmen und den alten Vertrag mit den Untertanen aus dem Jahr 1614 einzuhalten, indem diese nur die jährlichen 1276 Gulden Schnitz beziehungsweise Reichssteuer bezahlen mussten.87 Da der Kaiser jedoch weiterhin den Fürstabt von Kempten als Administrator der Herrschaften be- liess, versuchte es Jakob Hannibal III. zwar nicht mehr mit Schmähschriften gegen den Fürstabt, aber dafür liess er lange Druckschriften anfertigen, die seine bessere Verwaltung herausstrichen und bewarben.88 Der Kaiser reagierte offensichtlich nicht auf die Bitten des Grafen, denn der Fürstabt von Kempten beaufsichtigte auch den Verkauf von Schellenberg. Aus einem Bericht des Jahres 1697 erfahren wir, dass es ursprünglich mehrere Interes- senten für diese reichsunmittelbare Herrschaft gab, für die man Sitz und Stimme auf dem Reichstag er- halten konnte. Ausser dem Fürsten Johann Adam von Liechtenstein waren noch der Fürst von Schwarzenberg, Graf Waldstein, der Abt von St. Gal- len, der Prälat von Weingarten und der Bischof Ul- rich von Chur unter den Interessenten.89 Anfangs la- gen nur die Angebote des Grafen Waldstein über 80 000 und des Bischofs von Chur über 90 000 Gul- den vor. Der Bischof von Chur argumentierte ernst- haft zu seinen Gunsten mit den Begründungen, dass die Herrschaft Schellenberg Teil des Bistums Chur sei und zudem nahe bei seinem Bischofssitz liege, und er mit einer Vergrösserung seines Herrschafts- bereichs besser die Bedrohung durch die Protestan- ten abwehren könnte. Nach Meinung des Bischofs war sein Bistum das letzte katholische Asyl im Rheintal, das er mit dem Kauf von Schellenberg ver- grössern wollte.90 Kurz darauf legte auch der Fürst von Liechten- stein ein Angebot für Schellenberg über 115 000 Gulden vor. Der Bischof von Chur erhöhte sein Ange- bot später noch auf 110 000 Gulden, unterlag aber zuletzt dem liechtensteinischen Angebot, denn der Fürst zeigte auch ernsthaftes Interesse am zusätzli- chen Kauf der Grafschaft Vaduz.91 Während dieser Verhandlungen wurden die Kre- ditgeber in Feldkirch, Maienfeld und anderen Orten immer ungeduldiger.92 Neben dem Kemptener Fürst- abt Rupert von Bodman93 bat auch der Graf von Ho-henems 
den Kaiser immer inständiger dem Verkauf von Schellenberg an den Fürsten von Liechtenstein zuzustimmen,94 denn die Schulden wuchsen bereits ins Unermessliche. Auch die bisherigen Einkünfte des Grafen Jakob Hannibal III. aus seinen Diensten 84) Jakob Hannibal III. von Hohenems an den Kaiser Leopold I., 1692, OeStA, HHStAWien, RHR, Jud. Den. Ree. Kart. 262. Fasz. 1, fol. 498. 501. 85) Die Subdelegierten der kaiserlichen Kommission, Dilger und Mez, an die Untertanen von Vaduz und Schellenberg, 1693 Januar 26, OeStA, HHStA Wien, RHR, Jud. Den. Ree. Kart. 262. Fasz. 1, fol. 499- 500. 86) Der Bischof Johann von Chur an den Kaiser Leopold L, Chur 1694 September 7, OeStA, HHStAWien, RHR, Jud. Den. Ree. Kart. 262. Fasz. 1, fol. 573-574. 87) Jakob Hannibals III. von Hohenems an den Kaiser Leopold L, 1694, OeStA, HHStAWien, RHR, Jud. Den. Ree. Kart. 262. Fasz. 1. fol. 531-570. 88) Kleine Druckschrift des Grafen Jakob Hannibal III. von Hohenems zur Wiedererlangung der Administration von Vaduz und Schellen- berg, 1694, OeStA, HHStAWien, RHR, Jud. Den. Ree. Kart. 262. Fasz. 2, fol. 42-45. 89) Der Kemptener Fürstabt Rupert von Bodman an den Kaiser Leopold L, Kempten 1697 November 28, OeStA, HHStAWien, RHR. Jud. Den. Ree. Kart. 263. Fasz. 1. fol. 449-451. 90) Bericht des Reichshofrats an Kaiser Leopold L, Wien 1696 Oktober 3, OeStA, HHStAWien, RHR, Jud. Den. Ree. Kart. 262. Fasz. 2, fol. 355-359. Darin wurde über das Angebot des Bischof Johann von Chur sehr positiv berichtet. 91) Bericht des Fürsten Johann Adam von Liechtenstein, 1699 Februar 5. OeStA, HHStA Wien, RHR, Jud. Den. Ree. Kart. 263. Fasz. 1, fol. 656-672. Darin schrieb er, dass der Bischof von Chur bereit war, 110 000 Gulden für Schellenberg zu bezahlen. Die Herrschaft Gallara im Herzogtum Mailand war bereits 1655 an die Familie Visconti in Mailand um 40 000 Gulden verkauft worden. 92) Bericht des Kemptener Fürstabts Rupert von Bodman an Kaiser Leopold L, Kempten 1698 Mai 21, OeStA, HHStAWien, RHR, Jud. Den. Ree. Kart. 263. Fasz. 1, fol. 493-508. 93) Ausführlicher Bericht des Kemptener Fürstabts Rupert von Bod- man wie es zum völligen Ruin der Untertanen durch die Gläubiger aus dem Bündnerland gekommen war. Kempten 1698 Juli 28, OeStA, HHStAWien, RHR, Jud. Den. Ree. Kart. 263. Fasz. 1, fol. 515-526. 94) Schreiben Jakob Hannibals III. von Hohenems an Kaiser Leo- pold L, 1698 Juni 3, OeStA, HHStA Wien, RHR, Jud. Den. Ree. Kart. 263. Fasz. 1, fol. 509-512. 203
	        

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