Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2009) (108)

nigstens 14 bis 16 Jahre als gewesen und damit um 1483/85 geboren sein. Für ein solches Mindestalter spricht auch die Tatsache, dass ein noch jüngerer Sohn als Gegenstand eines Gefangenaustausches schwer vorstellbar ist. Am 29. Mai 1506 zahlte die Tiroler Kammer an einen Jörgen Brandisser.107 Ungeachtet der vielen Nennungen von Hans Nick in dieser Quelle bleibt hier eine Beziehung zu diesem fraglich, zumal wir hier auch mit Mitgliedern der Tiroler Familie Bran- dis zu rechnen haben,108 die zu den rätischen Bran- dis in keinerlei genealogischen Zusammenhang ste- hen. Noch eine andere Verwandtschaft könnte man konstruieren, die freilich auf sehr schwachen Füs- sen steht. Am 26. November 1517 wird die Ab- schlagzahlung an die Erben von Hans Nick von ei- nem Lukas Jäger entgegen genommen. Dieser könnte, ohne dass es dafür zwingenden Gründe gibt, einer der Erben Hans Nicks gewesen sein, etwa der Ehemann einer Tochter. In Feldkirch sind im 16. Jahrhundert immer wie- der Träger des Namens Brandiser festzustellen,109 bei denen es sich um Nachkommen von Hans Nick handeln könnte. Auf einige geistliche Herren hat Bütler aufmerksam gemacht: Wolfgang von Brandis (Kaplan zu Vaduz 1520), mit diesem wohl identisch Wolf Brandiser (Kaplan der St. Florinskapelle in Vaduz 1550 und 1557) und Christian Brandiser (Schlosskaplan auf Gutenberg 1629), in denen er illegitime Nachläufer ausgestorbener Herrenge- schlechter sieht.110 DER TOD VON HANS NICK Hans Nick von Brandis ist zweimal gestorben, ein- mal zufolge einer chronikalischen Überlieferung auf dem Papier, zum andern in Wirklichkeit. Ludwig Feer berichtet abweichend von allen andern Chro- niken für die Zeit um den 11. Februar 
1499: Haben sy [die königlichen Truppen] die letsy an der steig [St. Luzisteig] jngenommen und. das stettly meyen- feld gewunnen mit verretery, durch nixen von bran- dis dem man demnach das Hopt Abschlug, und eim 
genant wolfart [Wolf Ort], durch den Hencker von lutzern.U[ Der österreichisch gesinnte Wolf Ort war brandisischer Vogt zu Maienfeld gewesen. Man fragt sich, wie ausgerechnet dem Stadt- schreiber von Luzern ein solcher Irrtum unterlaufen konnte, zumal es nicht üblich war, Personen vom adligen Stand hinzurichten. In der geschilderten Szene kommt ein tiefer Hass gegen Hans Nick zum Ausdruck, dem man keinen anderen Tod gewünscht hat als die öffentliche Hinrichtung; anders lässt sich eine solche Falschüberlieferung nicht erklären. Die- ser Hass war nicht zuletzt wohl deshalb so stark, weil der einer Kriegslist beschuldigte «Verräter» (wie ihn auch andere Chroniken nennen) Hans Nick kein «Schwabe» war, sondern nach der Zugehörig- keit seiner Familie ein «Schweizer». Die Chroniken sparen denn auch nicht mit Vorwürfen der Schänd- lichkeit 
(mehrfach schantlichuz), Unehrenhaftigkeit {unbewart aller erenin) und des 
Betruges {mit tru- geryU4). Der wirkliche Zeitpunkt des Todes von Hans Nick von Brandis ist unbekannt. Bütler hat Hans Nicks Ende auf das Jahr 1510 angesetzt.115 In den Tiroler Raitbüchern erscheint Hans Nick ein letztes Mal am 7. Juni 1511.116 Hans Nick ist jedenfalls vor dem 17. März 1517 gestorben; denn an diesem Tag erhalten Hanns Nickh Branndissers Erben von der oberös- terreichischen Kammer eine Abschlagszahlung.117 Nach diesen Daten ist der Tod von Hans Nick von Brandis irgendwann zwischen dem 7. Juni 1511 und dem 17. März 1517 anzusetzen. DIE PERSÖNLICHKEIT DES HANS NICK VON RRANDIS Die Jahre um 1500, der Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, waren eine Zeit des Umbruchs. Viele fanden sich in den anstehenden Neuerungen nicht zu recht. Das gilt besonders für den Adel, dessen konservative Grundeinstellung eher rückwärts blickte und am Alten festhalten wollte. Auf Reichs- ebene ist König Maximilian I. dafür das beste Bei- spiel, der als der «letzte Ritter» in die Geschichte eingegangen ist. Auf regionaler Ebene repräsentiert 180
	        

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