Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2009) (108)

zeilerstrophen, ist eine Strophe Nick von Brandis gewidmet: Nyg von Brandiß begund jechen: «Das üch nit fei die schantz» An der steig han jch gesechen, Retten puren jren fasnacht tantz, Namen mengem Swaben sin Jungs leben. Jr soend sy nit verachten, Den rät will jch üch geben. (Übersetzung: Nick von Brandis begann zu spre- chen: «Dass Ihr nicht die Chance vertut!». Bei der St. Luzisteig [die am 11. Februar 1499 von den Bündnern und Eidgenossen zurückerobert wurde] habe ich gesehen, wie dort die Bauern (= die Bünd- ner und Eidgenossen) ihren Fasnachtstanz [der 11. Februar 1499 war der Sonntag Estomihi, die tradi- tionelle «Pfaffenfasnacht»] hielten. Dabei nahmen sie manchem Schwaben sein junges Leben. Ihr sollt sie (die Bauern) nicht verachten, den Rat will ich Euch geben). Diese Verse, die im Gegensatz zu einem Lied auf Ludwig von Brandis keinerlei Spott auf Nick von Brandis enthalten, deuten die Umkehr an, die aus dem Saulus Nick einen Paulus machten, aus dem ge- schworenen Feind der Eidgenossen einen Anhänger der Eidgenossen. DIE SCHENKUNG DES VERGOLDETEN KREUZES AN GLARUS 1499 Der Schwabenkrieg wurde erst am 22. September 1499 durch den Frieden von Basel beendet. Ein ers- tes Zeichen der Entspannung nach dem Friedens- schluss war, dass am 28. September erstmals wie- der ein Schweizer nach Feldkirch 
kam: Item an St. Michelsabend kam der erst Schweizer in die Statt, mit namen Hanns Ruf von Meyenfeld.83 Eine völlige Normalität gab es jedoch noch nicht, insbesondere war der Austausch der Gefangenen noch nicht gänz- lich abgewickelt. Es wurde schon darauf hingewiesen, dass nach Einstellung der Kämpfe wiederholt Zeichen der Ent-spannung 
gesetzt wurden. Vor allem bemühte sich der Stand Bern, das Verhältnis der übrigen Eidge- nossen zu den Herren von Brandis als Bürgern von Bern zu entkrampfen. Nick von Brandis hatte schon im März mit der Begnadigung des Hans Wal von Gla- rus ein solches Zeichen gesetzt. Ein weiteres Signal setzte er mit der Schenkung eines wertvollen Reli- quienkreuzes an Glarus,84 mit dem er wohl nicht nur die Freilassung seines Sohnes aus der eidgenössi- schen Gefangenschaft erreichen, sondern auch auf die Freilassung seiner gefangenen Brüder Ludwig, Sigmund, Werner Thüring und Wolfgang positiv be- einflussen wollte. Bei der Reliquie handelt es sich um eine Partikel des heiligen Kreuzes, an dem Christus gestorben ist. Diese Kreuzpartikel ist in ein vergoldetes Kreuz ein- gelassen. Das aus dem frühen 15. Jahrhundert stam- mende Kreuz zeigt am Fuss das Brandisische Wap- pen, die brennende Fackel. 1499 schenkte Hans Nick das Kreuz der Kirche in Glarus. Der Überliefe- rung nach wurde die Kreuzpartikel (nicht aber das erst aus dem frühen 15. Jahrhundert stammende Reliquienkreuz) von einem Herren von Brandis von einer Wallfahrt nach Jerusalem mitgebracht. Nach derzeitigem Forschungsstand ist eine solche Wall- fahrt ins heilige Land nur von einem nicht näher be- kannten Rudolf von Brandis85 unternommen wor- den; doch ist nicht auszuschliessen, dass solche Wallfahrten auch von den Brandiser Deutschordens- rittern des 14. Jahrhunderts Mangold II. von Bran- dis86 und Werner II. von Brandis87 durchgeführt oder auch von Hans Nicks Halbbrüdern Werner-Thüring und Wolfhart VII. von Brandis. Für Letztere würde die Entstehungszeit des Reliquienkreuzes sprechen. VERMÖGENSSICHERUNG IN MAIENFELD 1500 Hans Ort hatte 1497 dem Hans Nick zu Maienfeld Güter verkauft, wofür aber eine Bezahlung teilweise noch ausstand. Der Schwabenkrieg brachte dieses Geschäft weiter ins Wanken. Die eidgenössische Tagsatzung fasste deswegen am 10. Juni 1499 den Beschluss, dass er, falls die Bündner zustimmen, 174
	        

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