Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2009) (108)

JOHANN NIKOLAUS VON BRANDIS, GENANNT HANS NICK, ZIRKA 1470 BIS 1517 / KARL HEINZ BURMEISTER bedacht gewesen, wie denn eine Chronik moralisie- rend festhält: «als dan die grossen hansen thünd, die vil krieg bruchen, untrüw brachen, und wen es an ain treffen, sich uff ain ort wyt hindan stellen und sich darvon machen. Den sind sy frisch gewesen und graatz wol, flicken si sich hinzu und hands alles allain thon: grads übel, so hat man in nit wollen vol- gen und hand sich verwarloset».78 Es ist aber auch zweifelhaft, inwieweit Hans Nick überhaupt ein schuldhaftes Verhalten trifft; denn es waren auch Ranghöhere wie Hugo VII. von Montfort-Bregenz oder Hans von Königsegg an diesen Vorgängen be- teiligt, bei denen wohl eher eine Entscheidungsge- walt über ein Eingreifen lag als bei Hans Nick. DIE SCHLACHT AN DER CALVEN AM 22. MAI 1499 Am 13. Mai 1499 befahl König Maximilian I. dem Hans von Rotenstein, Richter und Amtmann zu Schlanders, dem Hans Brandisser und dem Hans Händl für das königliche Feldlager im Vinschgau Wein, Getreide, Fleisch, Schmalz, Käse und Anderes zu beschaffen.79 Es ist höchst wahrscheinlich, dass unter dem genannten Hans Brandisser Hans Nick zu verstehen ist, zumal hier eine Tätigkeit angespro- chen wird, für die Hans Nick die erforderliche Eig- nung und Erfahrung aufgewiesen hat. Dafür würde auch eine auf die Zeit um den 21. Mai 1499, also kurz vor der Calvenschlacht datierte Episode (schimpfred) sprechen: «Am zinstag vor der schlackt, als die hoptlüt, rät und raisigen zuo Mals bi ainandren gelegen sind und kuntschafft gehept haben uss der Pünten rät, dass sy morn angriffen und sich tailen wollten, do hatt Hans Nigg von Brandiss von ainer köchin schmer gefordert: er wol sin stifel vor noch ainmal mustern lassen. Do hat ain andrer gesagt: was wilt damit am hailigen tag anfahen? Du kompst si morn wol. Da hatt Nigg geantwurt: sind die grawn puren da und wellen angriffen, welcher dan morn umb diss zit sin stifel schmirbt, dem will ich stifel und schmer vergebens gnuonggen oder schencken».80 
Dieselbe Episode berichtet auch Ulrich Campel: «Hic Joannes Nicolaus Brandisius a coqua quadam arvinam, qua adhuc semel ocreas iniungeret, popos- cit. Ad quod alius quispiam: <ecquid, quaeso>, inquit, <hoc festo die agere instituisti ? quum satius id in crastinum differri liceat?> Ad quae memoratus Brandisius respondens: <Si Cani isti rustici nos ag- grediendi animo adsunt>, inquit, <quicunque nos- trum cras hac diei hora hic ocreas inunxerit, ei ei- dem et ocreas et eas ungendi adipem affatim gratis suppeditabo donaboque>. Hoc velut apophtegmate innuens quid ominosi de future pugna sibi animus praesagiret, ante nimirum non semel jam expertus, quam vel facilis vel ardua res esset cum Raetis pug- nare». (Übersetzung: Der Hans Nick Brandisser ver- langte von einer Köchin Fett, um damit seine Stiefel einzureiben. Daraufsagte ein anderer: «Warum, bit- te, willst du das an diesem Festtag machen? Es Hes- se sich das doch besser auf morgen verschieben». Darauf antwortete besagter Brandisser: «Wenn die- se Grauen Bauern uns angreifen wollen, wer von uns morgen um diese Stunde die Stiefel einfetten will, dem will ich Stiefel und Fett dazu zur Genüge gratis geben und schenken». Mit diesem Sinnspruch gestand er gleichsam ein, welches Unheil er von der kommenden Schlacht vorausgeahnt hat; denn nicht nur einmal hatte er erfahren, wie einfach oder auch wie schwierig es sein kann, mit den Bündnern zu kämpfen).81 In einem Lied über die Schlacht bei Glums (Ein- blattdruck: Basel 1499),82 bestehend aus 27 Sieben- 75) Jecklin (wie Anm. 66), S. 7 f. 76) Anselm, Berner Chronik, II, S. 160, zit. nach LUB II, 25. März 1499. 77) Plattner (wie Anm. 68), Band 1, S. 654. 78) Buss, Ernst: Die Kunst im Glarnerland von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Glarus, 1920, S. 17. 79) Jecklin, (wie Anm. 66), S. 20. 80) Tiroler Landesarchiv, Kopialbücher (ältere Reihe) 1499/TTT/22, fol. 7, zitiert nach Böhmer, (wie Anm. 29), Band XIV/3/2, Nr. 13259, S. 681, auch LUB II digital, sub dato. 81) Jecklin (wie Anm. 66), S. 27. 82) Plattner (wie Anm. 68), Band 1, S. 674 f. 173
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.