Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2009) (108)

gen».18 Nach Kriegsende nahm der Schmuggel rasch ab.19 Im Oktober 1918 berichtete der <W&0>: «Ge- heimpolizisten sind zur Verhütung des Schleichhan- dels ins Rheintal entsandt worden».20 Viele land- wirtschaftliche Produkte waren rationiert und der Getreide- sowie der Kartoffelanbau unterstanden seit 1917/18 einer Anbaupflicht, der aber zum Bei- spiel im Kanton St. Gallen nur ungenügend nachge- kommen wurde.21 In solchen Situationen entwickel- te sich natürlich auch der Schwarzhandel. Die Ge- heimpolizisten hatten im Oktober 1918 den Auftrag, die Kartoffeln in Altstätten vor dem «Abtransport» zu schützen. Noch im Dezember 1918 warnte die Gemeinde- Butterzentrale in Grabs die Butterproduzenten der Gemeinde vor dem Schleichhandel mit Butter und rief in Erinnerung, dass laut einem Bundesratsbe- schluss Bussen bis zu 20 000 Franken oder Gefäng- nis bis zu drei Monaten für entsprechende Vergehen ausgesprochen werden konnten.22 
DER GENERALSTREIK ZUSPITZUNG DER SITUATION IN DER SCHWEIZ IM NOVEMBER 1918 Die soziale und wirtschaftliche Konstellation mit der Verarmung weiter Bevölkerungskreise auf der einen und wirtschaftlichen Kriegsgewinnlern auf der an- deren Seite konnte in der Schweiz auf die Dauer nicht konfliktlos bleiben. Die Arbeiterbewegung ra- dikalisierte sich zusehends. Zur Koordination der Massnahmen zwischen Sozialdemokratischer Par- tei und Gewerkschaften wurde ein gemischtes Ko- mitee gegründet, das nach seinem ersten Tagungs- ort als «Oltener Aktionskomitee» bezeichnet wurde. Bei Kriegsende im November 1918 löste eine Ab- folge lokaler Konflikte in Zürich den landesweiten Zusammenprall zwischen den Arbeiterorganisatio- nen und der militärisch-bürgerlichen Führungsspit- ze aus. «Die seit Monaten mit dem Generalstreik als letzter Notwehr drohenden Arbeiterorganisationen waren selbst mehr getriebene als treibende Kräfte. ... Entschlossener war die Gegenseite, wo sich jene Kräfte sammelten, die auf Biegen und Brechen eine Entscheidung suchten».23 Die Armeeführung unter General Wille nahm das Heft in die Hand und liess angesichts von befürch- teten Unruhen am 6. November 1918 insgesamt 95 000 Mann mobilisieren und auf die grösseren Städte verteilen.24 «Die militärische Besetzung Zü- richs zwang die Arbeiterorganisationen, wollten sie nicht vor ihren eigenen Mitgliedern das Gesicht ver- lieren, den Generalstreik zu proklamieren, der sich 18) SVZ, 18. März 1918. 19) Lemmenmeier 2003, S. 59. 20) WSiO, 14. Oktober 1918. 21) Vgl. W&O, 2. Oktober 1918 und Lemmenmeier 2003, S. 59. 22) WSiO, 9. Dezember 1918. 23) König 1998, S. 37 24) Die Schweiz und ihre Geschichte 1998, S. 305. 96
	        

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