Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2008) (107)

Gerichtsherrschaft als eine Schenkung von Diet- heini III. von Toggenburg (t 1207) erworben.57 Auch wenn die Kommende Tobel diese Herrschaft nicht halten konnte, so besass dieses Johanniterhaus doch immer noch Güter58 in Stettfurt zu Füssen des Schlos- ses Sonnenberg. Es ist daher gut denkbar, dass Hart- mann mit anderen führenden Vertretern dieses Or- dens, die auf dem Konstanzer Konzil weilten, diese in nächster Nähe liegende Kommende besucht hat. Das Interesse Hartmanns an Sonnenberg im Thur- gau mochte noch dadurch gesteigert sein, dass es eine engere Verbindung zwischen den Kommenden Tobel und Feldkirch gegeben hat. Zur Zeit Hartmanns bildete die Kommende Feldkirch ein «membrum» (Glied) der Kommende Tobel, und zwar im Sinne ei- ner Über- und Unterordnung. Tobel war die «prae- ceptoria» im Vergleich zum «membrum» Feldkirch.59 Hartmann ist 1379 bis 1383 als Komtur des Johan- niterhauses Feldkirch bezeugt60 und war vermutlich bis 1388 in diesem Amt,61 er musste daher seit jeher mit Tobel vertraut gewesen sein. Vermutlich hatte er also nicht erst 1416, sondern auch schon bei früheren Gelegenheiten Tobel, Stettfurt und das Schloss Son- nenberg im Thurgau besucht. Noch etwas anderes dürfte das Interesse Flart- manns an Sonnenberg im Thurgau bestärkt haben. Burg und Dorf Nüziders, wie Sonnenberg in Vorarl- berg vor 1410 hiess, waren am 26. November 1404 in einer Fehde von den Österreichern niedergebrannt, vor 1410 aber durch Hartmann wieder aufgebaut worden. Ein ähnliches Schicksal hatte Sonnenberg in Thurgau erlebt: die Burg wurde 1407 von den Ap- penzellem zerstört und dann wieder aufgebaut.62 
ÜBERFÜHRUNG NACH CHUR, BEGRÄRNIS UND GBABDENKMAL Der Leichnam des Bischofs Hartmann wurde «mit großer pompa nachher Chur gebracht».63 Diese pomphafte Überführung ist ein weiteres Argument für Sonnenberg im Thurgau. Wäre Hartmann in der Abgeschiedenheit seines Schlosses Sonnenberg in Vorarlberg gestorben, also an einem in seinem eige- nen Bistum gelegenen Ort, so hätte es wohl kaum ei- nen Anlass für eine pomphafte Überführung nach Chur gegeben. Hier wäre er nur im Umkreis subal- terner Diener gestorben. Allenfalls mochte sein Stief- bruder und Erbe Wolfhart IV. von Brandis zugegen gewesen sein. Der Leichnam wäre wohl in aller Stille über das Schlappiner Joch oder, was wahrscheinli- cher ist, über Vaduz und die St. Luzisteig nach Chur gebracht worden. Die Verdienste Bischof Hartmanns um das Bistum Chur sind bis heute nicht unumstrit- ten; sie hätten einen pomphaften Leichenzug vom im Bistum selbst gelegenen Sonnenberg in Vorarlberg nach Chur kaum gerechtfertigt. Wenn der Protestant Campell über den Bischof Hartmann nur wenig Posi- tives zu sagen weiss, so mag man das leicht überge- hen. Es gibt aber doch zu denken, wenn Hartmanns Biograph Paul Diebolder über ihn sagt, er habe kul- turell nur wenig Positives geleistet und dass er trotz besten Willens sein Hochstift, seine Freunde und Ver- wandten, und nicht weniger seine Untertanen ins Verderben stürzte.64 Ganz anders aber stellt sich die Situation dar, wenn ihn der Tod in Sonnenberg im Thurgau ereilte, in der unmittelbaren Nähe eines von aller Welt be- suchten Konzils, das der Kirche einen neuen Aufwind gab. Da war man es dem Konzilsteilnehmer und Amtsinhaber eines benachbarten Bistums schuldig, die nötige Reverenz zu erweisen. Hartmann war mit 40 Personen in Konstanz eingetroffen. In seiner Be- gleitung auf Schloss Sonnenberg befanden sich ver- mutlich zahlreiche weitere Konzilsteilnehmer, rang- hohe Johanniterkomture und andere Prälaten. Zu denken ist auch an den Abt von Disentis, Peter von Pontaningen. Alle diese hohen Geistlichen, die Hart- manns letzte Stunde persönlich miterlebt hatten, mochten sich verpflichtet fühlen, dem verstorbenen 82
	        

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