Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2008) (107)

noch blieb das Profd als katholische Schule, die eine christliche Grundhaltung vermitteln wollte und an der Werte wie Höflichkeit und Wertschätzung eher gepflegt wurden als an den anderen Realschulen, weiterhin bestehen und machte den Unterschied zwischen der Mädchenrealschule St. Elisabeth und den restlichen staatlichen Realschulen aus.258 Die 1972 noch begonnenen Klassen der Höheren Töch- terschule Hessen die Schwestern bis Mitte der 1970er Jahre auslaufen. Die Schule auf dem Dirxhügel hatte 1935 mit dem Angebot von Haushaltskursen, die jedoch den liech- tensteinischen Bedürfnissen der damaligen Zeit ent- sprachen, klein angefangen. Dem 1942 gestarteten Versuch der Führung eines Mädchengymnasiums war aufgrund des fehlenden Verständnisses für eine höhere Mädchenbildung im patriarchalisch und ka- tholisch-konservativ geprägten Liechtenstein der Kriegszeit kein Erfolg beschieden. So wurde bei der Schliessung und Überführung des Gymnasiums in die Höhere Töchterschule von höchster Seite, der Regierung, bemerkt, dass dies wohl eine bessere Lö- sung für Liechtenstein darstelle als die Führung ei- nes Mädchengymnasiums. Das Bewusstsein für eine gymnasiale Mädchenbildung oder sogar eine uni- versitäre Ausbildung fehlte fast gänzlich, was bei den damals noch herrschenden bäuerlichen und kirchlichen Strukturen auch nicht verwundert. Wie schon mehrfach bemerkt, sollte dieses Bewusstsein erst rund zwanzig Jahre später - 1968 - mit der Er- möglichung des Zugangs zum Liechtensteinischen Gymnasium für Mädchen Eingang in die Gesell- schaft Liechtensteins finden. Mit dem Lehrplan, der an der Höheren Töchter- schule den Unterricht bestimmte, befanden sich die Schwestern im Liechtenstein der Nachkriegszeit zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Der Wirtschafts- boom und der aufstrebende Dienstleistungssektor benötigten geeignete Arbeitskräfte. Die Mischung aus Sekundär-, Handels- und Hauswirtschaftsfä- chern erlangte grosse Akzeptanz sowohl in der Be- völkerung als auch bei den staatlichen Behörden. Die Ausbildung am Institut St. Elisabeth stellte eine perfekte Mischung zwischen einer gründlichen Aus- bildung für die vorübergehende berufliche Tätigkeit 
und der umfassenden Vorbereitung auf die eigentli- che Berufung als Hausfrau und Mutter dar, ver- knüpft mit einer grundlegenden katholischen Erzie- hung. Nach einer nur kurzen Startphase boomte die Schule regelrecht. Klassenräume mussten vergrös- sert oder sogar neu gebaut werden. Die Kongregati- on musste für ihr Institut keine Werbung machen. Die Mund-zu-Mund-Propaganda lief optimal und hatte zur Folge, dass die Schwesternschaft jedes Jahr mehr als genug Schülerinnen verzeichnen konnten. Die von den Schwestern durchgeführten Aufnahmeprüfungen, die eine Volksschülerin absol- vieren musste, um an der Höheren Töchterschule aufgenommen zu werden, stellten eine Möglichkeit der Selektion dar. Wer den strengen Anforderungen der Schwestern nicht gewachsen war, wurde nicht ans Institut aufgenommen und war von dessen Aus- bildung ausgeschlossen. Das Gelernte bereitete die Schülerinnen eingehend auf die Arbeit in den Büros vor. Gleichzeitig wollten die Schwestern aus den jun- gen Mädchen aber gebildete junge Frauen formen, die sich sowohl in deutscher Literatur wie auch in den Fächern Mathematik oder Geographie aus- kannten. Die Schwestern waren sich der Anforde- rungen, die sie stellten, bewusst und gaben das auch so an ihre Schülerinnen weiter, indem sie davon ausgingen, dass der von ihnen vermittelte Stoff über den Lehrplan der normalen staatlichen Realschulen hinausgehe.259 Obwohl das Institut als staatliche Mädchenreal- schule unter der Trägerschaft der Kongregation der ASC noch zwanzig Jahre lang in Betrieb war, blieb in der Gesellschaft Liechtensteins vor allem die Zeit der Höheren Töchterschule haften. Dies mag wohl darauf zurückzuführen sein, dass die Mädchenreal- schule St. Elisabeth ausser dem Faktum, dass es eine reine Mädchenschule war, keine Besonderheit mehr darstellte und sich den anderen staatlichen Realschulen des Landes völlig angepasst hatte. Dies entsprach aber dem Wandel der Zeit, und es ist nicht klar, ob bei einer Weiterführung der Höheren Töch- terschule dieser noch lange derselbe Erfolg beschie- den gewesen wäre. Mit dem Erfolg der Höheren Töchterschule und der allgemeinen Anerkennung derselben im ganzen 62
	        

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