Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2008) (107)

BESTÜNDE DIESE SCHULE NICHT, MÜSSTE SIE GESCHAFFEN WERDEN / MARTINA SOCHIN somit ihre im Vergleich zu den männlichen Lehrer- kollegen zu niedrigem Lohn eingestellte Lehrerin verloren. Zudem machte die Kongregation eine Bei- hilfegewährung der Regierung an einen Neubau des Collegiums Marianum 1952 geltend.197 Das Subven- tionsgesuch wurde im Landtag eingehend, jedoch nie unter der Gefährdung durch eine Ablehnung diskutiert. Im Gegenteil, die Abgeordneten unter- strichen die Wichtigkeit der Schule für das Land Liechtenstein, die diese in einem Zeitraum von knapp zehn Jahren erreicht hatte. Der Abgeordnete Oswald Bühler198 stellte fest, dass das St. Elisabeth- Institut «eine sehr segensreiche Einrichtung ist».199 Er könne sich nicht vorstellen, wie es «gerade im hechtensteinischen Schulwesen aussehen würde, wenn das Frauenkloster in Schaan nicht bestün- de»,200 und spielte damit auf die fehlenden höheren Bildungsmöglichkeiten für Mädchen in Liechten- stein an. Die Einrichtung am Institut St. Elisabeth sahen die Abgeordneten aber auch als günstige Bil- dungsmöglichkeit. «Wir können keine billigere Schuleinrichtung schaffen als auf dieser Grundla- ge»,201 meinte Oswald Bühler zu seinen Kollegen. Mit einer Leistung an die Schule in der Höhe von je 25 000 Franken für die ersten zwei Jahre und einer jährlichen Summe von 12 000 Franken für die da- rauf folgenden zwölf Jahre sah Oswald Bühler die Bildungsstätte für Mädchen als billiger verwirklich- bar an, als dies eine staatliche Schule gleicher Natur mit weltlichen - vom Staat zu bezahlenden - Lehr- kräften dargestellt hätte. Die Abgeordneten erkann- ten die Notwendigkeit der Höheren Töchterschule für Liechtenstein. Mussten die Eltern vor der Grün- dung des Instituts St. Elisabeth ihre Töchter ins Aus- land in ein Internat schicken, wenn sie diesen eine höhere Bildung zukommen lassen wollten, hatte das Institut wenigstens ansatzweise - ein Gymnasium für Mädchen existierte in Liechtenstein nach wie vor nicht - in diesem Bereich Milderung geschaffen. Die Landtagsabgeordneten waren sich einig, dass sie «damit eine Bildungsstätte für unsere Mädchen un- terstützen, die man nicht mehr entbehren möch- te».202 Der gute Ruf der Schule wurde auch immer mehr von den Vertretern des Volkes wahrgenom- men. So war der Abgeordnete Dr. Alois Vogt203 der 
187) Veronika Marxer. Zur Einführung des Frauenstimmrechts in Liechtenstein, S. 204. 188) Siegfried Keil: Was meinen Sie dazu? In: In Christo, Nr. 15, 25. Juli 1970. 189) Ebenda. 190) Zum Weg der Mädchen an das Liechtensteinische Gymnasium siehe: Liechtensteinisches Gymnasium (Hrsg.): 50 Jahre Gymnasium Liechtenstein, S. 56-61. 191) (gk). Kommentar. Berufsberatung: Neu überdenken. In: Liechten- steiner Volksblatt vom 27. März 1971. 192) Ebenda. 193) Mädchen im Marianum? In: In Christo, Nr. 26, 5. November 1966. 194) LLA, RF 296/067, Stellungnahme des Schulkommissariats an Re- gierung, 18. Juni 1966. 195) Die Zahlen sind den jeweiligen Rechenschaftsberichten der Re- gierung entnommen. 196) Der Landtagsabgeordnete Dr. Alois Vogt bedauerte die im Sub- ventionsgesuch vorhandenen Drohungen, sah bei der Beurteilung des Gesuches aber darüber hinweg. Der Abgeordnete Dr. Ivo Beck schlug vor, dass der Landtag zur Strafe für diese Drohung die Bedingung an die Subventionsgewährung knüpfe, dass die Schwestern für die Regie- rung und den Landtag jeden Tag ein Vaterunser zu beten hätten. Die- ser Vorschlag wurde mit allgemeinem Gelächter quittiert. Siehe dazu LTP vom 5. April 1956. S. 40-41. 197) Siehe LLA, RF 267/178, Anbeterinnen des Blutes Christi an Re- gierung, 11. November 1955. 198) Oswald Bühler (* 2. März 1899, t 8. Dezember 1962). 1936-1939 Gemeinderat in Mauren. 194S-1962 Gemeindevorsteher von Mauren. Landtagsabgeordneter der FBP von 1939-1945 und 1949-1957, von 1945-1949 war er stellvertretender Landtagsabgeordneter. Oswald Bühler galt als einflussreiche Persönlichkeit innerhalb der FBP. Zu Os- wald Bühler vgl. Donat Büchel: Bühler Oswald. In: Historisches Lexi- kon für das Fürstentum Liechtenstein, erscheint 2009. 199) LTP vom 5. April 1956, S. 39. 200) Ebenda. 201) Ebenda, S. 40. 202) Ebenda. 203) Alois Vogt 
(* 19. Juli 1906. t 23. März. 1988). Dr. iur. Von Beruf Rechtsanwalt. Landtagsabgeordneter der VU von 1949-1966. Von 1960-1963 zudem Landtagsvizepräsident, von 1938-1945 Regie- rungschefstellvertreter. 1945 bis 1950 war Alois Vogt Mitglied dos Lan- desschulrates. Zu Alois Vogt vgl. Paul Vogt: 125 Jahre Landtag. Vaduz, 1987, S. 181. Ebenso Jürgen Schremser: «Der einzige Mann, der die Sache auf sich nehmen könnte ...». Zur Rolle von Dr. Alois Vogt in den liechtensteinisch-deutschen Beziehungen 1938-1945. In: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein. Band 98. Vaduz, 1999, S. 49-108. 51
	        

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