Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2008) (107)

zerstörenden Wogen zu kämpfen. Die schrecklichste Katastrophe war bis jetzt die von 1868, sie soll aber von der letztjährigen übertroffen sein. Während wir in der Westschweiz wohl regnerische Witterung hatten, hat es im Osten in Strömen geregnet und im- merzu, so dass die Erfahrenen ein schlimmes Ende trotz Dammschutz prophezeiten. Es kam noch schlimmer als sie befürchteten. Bei Buchs, der Schweizer Grenzstation, führten zwei Brücken über den Rhein, näher beim Bahnhof die Holzbrücke, die dem Strassenverkehr diente, weiter oben die Eisen- bahnbrücke der österreichischen Staatsbahn. Da stauten sich an jenem verhängnisvollen Sonntag- abend Balken, Bretter, Trümmer, Baumstämme und Gestrüpp, die der rasend gewordene Strom den Bündnern geraubt. Das Wasser, das einen Weg suchte, wühlte und frass in den Damm hinein, bis ein Leck gerissen war und sich immer mehr verbrei- terte. Das eigentliche Rheinbett entleerte sich. Der Strom wälzte sich durch bebautes Land. In wenigen Stunden war zerstört, was Menschenhand sorgfältig gepflegt und gebaut hatte. Die Eisenbahnbrücke hatte wahrhaftig schon manchem Sturm getrotzt. Sie war schon einmal von den Rheinfluten über-strömt 
und damals, vor etwa vierzig Jahren, hat's der österreichische Lokomotivführer gewagt und den Schnellzug Wien-Paris mit den Passagieren durch das Wasser wohlbehalten ans Schweizer Ufer gebracht. Jetzt ist sie dem Ansturm erlegen. Auch die alte, ehrwürdige Holzbrücke hat nicht standge- halten. Furchtbar war die Arbeit des verheerenden Wassers im Lande. - Eine Stunde landeinwärts liegt die Ortschaft Schaan, mit dem spitzen Kirchturm und den freundlichen Häusern in Obstbäumen ver- steckt. Dahin wälzte sich der Strom. Bäume wurden entwurzelt. Menschliche Wohnungen und Behau- sungen der Tiere, was nur nach Rieht und Mass auf- einander sass, ist zerbrochen. Fruchtbares Land ist mit Schutt und Geröll überdeckt, Felder und Wiesen sind in schaurige Wildnis verwandelt. Auch Men- schenleben müssen wir beklagen. Ein Mann, der auf der Flucht noch einmal ins Haus zurückkehrte, um Wertvolles zu holen, und seine Frau, die wahr- scheinlich von Balken erdrückt das Bewusstsein verlor. Wer mit dem Dichter sagen durfte: «Er zählt die Häupter seiner Lieben und sieh - ihm fehlte kein teures Haupt!» der sieht sich der bittersten Armut preisgegeben und keine Versicherungsanstalt ist da, Uebetteftc bet burefj bic iobenben. ffhiteii megßerigenen alten öoljbrüde bei SJudj*. 198
	        

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