Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2008) (107)

BESTÜNDE DIESE SCHULE NICHT, MÜSSTE SIE GESCHAFFEN WERDEN / MARTINA SOCHIN zu guter Allgemeinbildung und rechter, christlicher Erziehung noch mehr benützen».46 Der Fächerkanon aus Sekundär-, Handels- und Hauswirtschaftsfächern stiess bei den liechtenstei- nischen Arbeitgebern auf Befürwortung. Die «Insti- tütlerinnen» - wie sie genannt wurden - hatten kei- nerlei Mühe bei der Stellensuche auf dem Arbeits- markt. Im Gegenteil, meist waren sie schon «verge- ben», bevor sie die Abschlussprüfungen am Institut bestanden hatten, denn die Firmen bemühten sich aktiv um die Schülerinnen. Die sehr gut ausgebilde- ten jungen Frauen bescherten der Schule wiederum die entsprechende Werbung, die zu einem anhalten- den Boom des Instituts St. Elisabeth beitrug.47 Bei den liechtensteinischen und ausländischen Firmen kamen die Mädchen gut an. Sie beherrschten ihr an der Schule eingedrilltes Handwerk und tippten schneller auf der Schreibmaschine als manche lang- jährig angestellte Sekretärin. Zudem waren sie mit 17 Jahren noch verhältnismässig jung und konnten aufgrund des Alters und da die Schule in diesem Punkt doch nicht einer abgeschlossenen Lehre ent- sprach in der Lohnskala niedrig eingestuft werden, was in den Augen eines 17-jährigen Mädchens aber dennoch einigem entsprach. Viele der jungen Frau- en gründeten - am Institut für diesen Lebensweg or- dentlich vorbereitet - nach einigen Jahren eine Fa- milie und neue «Institütlerinnen» rückten an den Arbeitsplätzen nach.48 Die Schwestern eröffneten die Höhere Töchter- schule 1946 mit dem Anspruch, «die Mädchen zu religiösen Menschen mit praktischem Können und gesunden Idealen zu erziehen und sie für ihre späte- re Tätigkeit im Büro oder Haushalt vorzuberei- ten».49 Der angefertigte Stundenplan entsprach ih- rem Begehren nach einer allumfassend kaufmänni- schen, hauswirtschaftlichen und religiösen Ausbil- dung und wurde von den Schülerinnen auch als solches wahrgenommen.50 Neben der Vorbereitung auf die berufliche Zukunft wurden die Mädchen in sämtlichen häuslichen Belangen betreffenden Fä- chern genauestens unterrichtet. Vor allem im letz- ten vierten Jahr legte man auf diese Stunden beson- deren Wert. Hatte man die jungen Frauen in den vo- rangehenden Jahren durch Religionsstunden, Hand-arbeit 
und Lebenskunde annähernd vorbereitet, so folgte im letzten Jahr der Feinschliff für das Leben als Ehefrau und Mutter. Neben dem Fach Kochen, das jeweils einen ganzen Vor- oder Nachmittag dau- erte, standen auch Haushaltskunde, Ernährungs- lehre, Gartenbau und Kranken- und Kinderpflege auf dem Stundenplan.51 Diese Fächer waren in glei- cher Weise wie zum Beispiel Deutsch und Mathema- tik Bestandteil der Abschlussprüfungen. 39) Bruno Santini-Amgarten hatte diese Tendenz für katholische Pri- vatschulen in der Schweiz festgestellt. Siehe Santini-Amgarten. Katho- lische Schulen im Spannungsfeld von Alternativ- und Ersatzschulen. S. 54. 40) Spieler, Wenn das Weizenkorn stirbt, S. 492. 41) Vgl. zu den statistischen Angaben der Lehrpersonen: Amt für Volkswirtschaft (Hrsg.), Statistisches Jahrbuch 2006, S. 295. 42) Da die Statistik die Anzahl Lehrpersonen in Fünfjahresschritten aufweist, ist nicht klar, ob vielleicht schon vor 1945, das heisst im Zeit- raum zwischen 1941 und 1944. erste männliche Lehrpersonen ans In- stitut St. Elisabeth kamen. Siehe dazu: Amt für Volkswirtschaft (Hrsg.), Statistisches Jahrbuch 2006. S. 295. 43) PAS. Konstitutionen der Genossenschaft der Schwestern von der Anbetung des Kostbaren Blutes, o. 0.1938, S. 197. 44) LLA, RF 237/021. Institut St. Elisabeth an Landesschulrat, 15. Ok- tober 1945. 45) Zur Frauenerwerbsarbeit in der Nachkriegszeit siehe ausführlich Julia Frick: Frauenerwerbsarbeit im Liechtenstein der Nachkriegszeit bis zum Beginn der 70er Jahre. Von Mädchen, Töchtern, Fabriklerin- nen und Bürofräuleins und den ersten weiblichen Arbeitskräften von Vater Staat. Unpublizierte Lizentiatsarbeit. Freiburg, 2005, hier S. 109. 46) RBR 1949, S. 112. 47) Spieler, Wenn das Weizenkorn stirbt, S. 382-383. 48) Interview mit Frau L. vom 20. Mai 2006 (Frau L. besuchte das In- stitut St. Elisabeth Mitte der 1960er Jahre). 49) LLA, V 102/1451, Übersicht über die Entwicklung der Höheren Töchterschule St. Elisabeth in Schaan, undatiert. 50) Interview mit Frau L. vom 20. Mai 2006 (Frau L. besuchte das In- stitut St. Elisabeth Mitte der 1960er Jahre). 51) Siehe das Schulzeugnis von Frau J. (Frau J. besuchte das Institut St. Elisabeth Anfang der 1960er Jahre). 15
	        

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