Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2008) (107)

Der Schweizer Schauspieler und Bühnenautor Curt Goetz (1888-1960) liess sich 1954 zusammen mit seiner Frau Valerie von Martens in Schaan nieder. Die Schlussworte des Dr. Praetorius aus seinem 1932 ur- aufgeführten und 1950 verfilmten 
Bühnenstück Dr. med. Hiob pretorius wurde nach dem Tod von Curt Goetz an der Wand seines Hauses in Schaan ange- bracht. Fürst Franz Josef II. hatte Curt Goetz noch 1959 den Ehrentitel eines Professors verliehen. Die Schweizer Schriftsteller Max Frisch (1911- 1991) und Friedrich Dürrenmatt (1921-1990) hatten ebenfalls ihren eigenen Bezug zu Liechtenstein. Frisch, ausgebildeter Architekt, entwarf eine Villa für Schaan, die 1950 unter der Leitung von Ernst Som- merlad am Duxweg 50 gebaut wurde. Dieses Haus wurde leider Ende 2005 abgerissen. Friedrich Dür- renmatt setzte sich mit der Befindlichkeit von Klein- staaten und ihrer Bürger auseinander. So ist etwa die Figur des Schönbächlers im 1985 veröffentlichten Roman Justiz ein Liechtensteiner, was den Autor zu Überlegungen zum Verhältnis zwischen Kleinstaaten und Grossmächten inspirierte. Und im 1989 publi- zierten 
Roman Durcheinandertal präsentierte Dür- renmatt den Reichsgrafen von Kücksen und sein Land. Von Kücksen macht darin despektierliche Äus- serungen zum Fürstlichen Haus Liechtenstein. «ENDLICH EIN POET AUS LIECHTENSTEIN» Ausführlich widmet sich Graham Martin dem Früh- werk des in Vaduz aufgewachsenen, seit 1976 zu- meist in Wien lebenden Schriftstellers Michael Don- hauser (* 1956). Im vorliegenden Buch sind die 1985 und 1987 publizierten 
Erzählungen Der Fürst und Das Land fast vollständig wiedergegeben, Texte mit zahlreichen Reminiszenzen Donhausers an seine Kindheit. Die im Salzburger Residenz-Verlag 1986 erschienene 
Erzählung Edgar schliesslich «ist ein DestiUat und gleichzeitig eine Weiterführung seiner bisherigen Liechtensteiner Jugenderinnerungen» (S. 252). Erst mit seinem nächsten, weit umfangrei- cheren 
Prosawerk Livia oder die Reise (1996) ver- lässt Donhauser thematisch Liechtenstein. Donhau- ser erhielt für sein Schaffen zahlreiche Preise. Folg-lich 
ist es verständlich, dass Graham Martin hier die Kapitelüberschrift «Endlich ein Poet aus Liechten- stein» gewählt hat. Das gut lesbare, spannend geschriebene Buch von Graham Martin schliesst mit einem Ausblick auf die Literaturszene im heutigen Liechtenstein. Der 1978 von Manfred Schlapp gegründete PEN-Club Liech- tenstein schrieb erstmals im Folgejahr einen «Liech- tenstein-Preis zur Förderung junger Talente» aus, an dem junge Autoren aus dem deutschsprachigen Raum teilnehmen konnten. Auch der Kulturbeirat der Fürstlichen Regierung, 1985 bis 1993 von Robert Allgäuer geleitet, schuf mit dem Werkjahr, einem Ar- beitsstipendium für liechtensteinische Künstler, eine weitere wichtige Förderungsmöglichkeit. 1987 und 1989 erschien 
ein Liechtensteiner Almanach, derei- nen Querschnitt durch das liechtensteinische Kunst- und Literaturschaffen zeigte. Die darin vertretene Evi Kliemand (* 1946) aus Vaduz ist beispielsweise so- wohl Malerin wie auch Schriftstellerin. Als andere wichtige Gegenwartsautorinnen und -autoren in Liechtenstein stellt Graham Martin die nachfolgen- den Personen abschliessend vor: Hans Jörg Rhein- berger, Vaduz/Berlin (* 1946), Iren Nigg, Schaan (* 1955), Claudine Kranz, Schaan (* 1955), Stefan Sprenger, Schaan (* 1962), Mathias Ospelt, Vaduz (* 1963), Gerhard Beck, aus Schaan (* 1965) und Pa- trick Bortshausen Schaan/Berlin (* 1971). Ohne An- spruch auf Vollständigkeit zeigt diese Aufzählung, dass sich in Liechtenstein bis heute doch eine be- achtliche und vielseitige Literaturszene entwickelt hat. Das vorliegende Buch von Graham Martin bietet wertvolle Anregungen, um sich vertiefter mit der Fra- ge zu beschäftigen, welches Liechtenstein-Bild die Li- teratur in Vergangenheit und Gegenwart skizziert (hat). Das Personen- und Sachregister, aber auch das Ortsregister am Schluss erleichtert den Zugang zum Buch zusätzlich. 114
	        

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