Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2007) (106)

ZUM THEATERKONZERN DER ROTTER SOWIE ZUM SCHICKSAL FRITZ ROTTERS / PETER KAMBER Etwa nach einem halben Jahr, Anfang 1913, war es aber zu einer Auseinandersetzung mit ei- nem weiteren Regisseur, Walter Friedemann, und einem Schauspieler namens Oskar Groteck gekom- men, die sich beide durch Fritz und Alfred Schaie «beengt» fühlten. Groteck bot dem Direktor Lantz darauf an, «die damals bestehende Schuldenlast hinweg zu sanieren», «wenn die Gebrüder Schaie ihre überragende Stellung verlören».54 Darauf tra- ten sie freiwillig aus und Alfred Schaie stellte die an sein Verbleiben geknüpfte Gewährung weiterer Darlehen ein - was ihm noch während Jahren un- zutreffenderweise als Mitschuld am drei Viertel Jahre später erfolgten Zusammenbruch des «Deut- schen Schauspielhauses» ausgelegt wurde. Das neue Trio Lantz, Friedemann und Groteck änderte den Stückplan - gab statt Strindberg zunächst eine «Posse» und neun Monate später, Ende Januar 1914, kam der Konkurs. Ein Gerichtsurteil beschei- nigte Alfred Schaie, dass ihn keine Schuld an die- sem traf und er zu keinen weiteren Darlehen ver- pflichtet gewesen war.55 Viel schwerwiegender noch wirkte sich aus, dass Fritz und Alfred Schaie nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs - wie es ein Bericht der Theater- abteilung des Berliner Polizeipräsidiums vom 20. Juni 1918 formuliert - 
«mit allen Mitteln versucht» haben, «sich von dem Eintritt in den Heeresdienst während des Krieges fernzuhalten».56 Bei einer Stelle für Kriegsfreiwillige in Berlin Lessen sie sich von einem Generalarzt eine «Bescheinigung für 42) «Berliner Tageblatt». Nr. 43. 26. Januar 1933 (Landesarchiv Ber- lin, A Rep. 358-02, Nr. 108586 und auch A Pr. Br. 030, Nr. 2976). 43) Entwurf zum Plädoyer von Wladimir Rosenbaum. Vaduz 7. Juni 1933, Erstveröffentlichung im Jahrbuch des Historischen Vereins. Bd. 103. Vaduz, 2004, S. 1-95, hier S. 90. 44) Landesarchiv Berlin, A Pr. Br. Rep. 030. Polizeipräsidium, Nr. 2955 (1917-18), Lebenslauf vom 14. Dezember 1917. Blatt 1-10. 45) Alfred Lantz. 23. März 1918, Landesarchiv Berlin, A Pr. Br. Rep. 030. Polizeipräsidium, Nr. 2953 (1918). 23. März 1918. Blatt 91 verso und 92. 46) Die «Komische Oper» an der Weiclenclammor Brücke (seil. 1905) ist nicht zu verwechseln mit der «Komischen Oper», die seit 1947 im Osten der Stadt, an der Behrenstrasse 55/57 existiert (und zwar im 
Gebäude des ehemaligen «Metropol-Theater»); übrigens wurde der Name «Metropol-Theater» 1955 auf das ehemalige «Theator im Ad- miralspalast» 101/102 übertragen; vgl. die Webseite «Berlin Thea- tros; Cross-Hefercnce Index» www.andreas-praefcke.de/carthalia/ germany/berlinjndex.htm (daselbst auch Bild des Gebäudes der al- ten «Komischen Oper»). 47) Landesarchiv Berlin, A Pr. Br. Rop. 030, Polizeipräsidium, Nr. 2955 (1917-18). 14. Dezember 1917, Blatt 1-10. Es befand sich an der Friedrichstrasse 104/104a (Aussage von Alfrod Lantz. Nr. 2953, Blatt 89b), direkt an der Weidendammer Brücke. 48) 80 000 Mark (Landesarchiv Berlin, A Pr. Br. Rep. 030, Polizeiprä- sidium, Nr. 2953 (1918), Blatt 100 (Gerichtsurteil vom 15. Mai 1914. das die Gebrüder Rottor von jeder Verantwortlichkeit für den Konkurs des Deutschen Schauspielhauses, aus dem sie neun Monate zuvor ausgeschieden waren, freisprach). 49) Erklärung des vorgeladenen Alfred Lantz vom 23. März 1918. Landesarchiv Berlin, A Pr. Br. Rep. 030, Polizeipräsidium. Nr. 2953 (1918). 23. März 1918, Blatt 89 verso; «ich war vom 31. August 1912 bis Ende Januar 1914 alleiniger Inhaber des Deutschen Schauspiel- hauses, Friedrichstr. 104/104a. Ich habe die Gebr. Schaie für dieses Unternehmen engagiert und zwar Herrn Fritz. Schaie als 1. Regisseur. Herrn Alfred Schaie als Chef der Dramaturgie, jeden vermittels be- sonderen schriftlichen Vertrages gegen feste Gage.» Lantz kannte die Brüder Rotter (Schaie) schon «seit Jahren». Unter anderem war Lantz 1910/11 bei Aufführungen in der Kroll-Oper Regisseur der Holter ge- wesen. Wegen der Kürze ihrer Tätigkeit beim «Deutschen Schauspiel- haus» sind Fritz und Alfred Rotter verzeichnet der «Neue Theater Al- manach» sie weder in der Ausgabe 1912 noch jener des Jahres 1913 (24. Jg., S. 289; da wird Dr. Waller Friedemann als «Oberregisseur» und «Dramaturg» und Walter Groteck als «stellvertretender Direktor» neben Adolf Lantz geführt; freundliche Auskunft seitens der Schwei- zerischen Thcatersammlung. Bern. 50) Aussage Alfrod Lantz 23. März 1918, ebenda, Blatt 90b. 51) Aussage Alfred Lantz 23. März. 1918. ebenda, Blatt 95. 52) Landesarchiv Berlin, A Pr. Br. Rep. 030, Polizeipräsidium. Nr. 2952 (1914). Blatt 9 (frühere Aussage von Adolf Lantz vom 12. Mai 1914. die er später, am 23. März 1918 [Nr. 2953, Blatt 95 versol in ent- scheidenden Teilen zurücknahm: «Ich kann die Äußerung, dass die Gebr. Schaie mein Vertrauen offenbar gemissbraucht haben, nicht mehr aufrecht erhalten ») 53) Nr. 2953, Aussage Lantz, 23. März 1918, Blatt 90 und 92. 54) Nr. 2953. Aussage Alfred Lantz, 23. März 1918, ebenda, Blatt 92; Groteck war der Bühnenname von Oskar Roessler (Landesarchiv Ber- lin, A Pr. Br. Rep. 030-05, Nr. 2954, Blatt 108). 55) Landesarchiv Berlin, A Pr. Br. Rep. 030, Polizeipräsidium, Nr. 2953 (1918), Blatt 111 (Urteil der 19. Zivilkammer des Königlichen Landge- richts III in Berlin vom 15. Mai 1914). Die Untersuchungen wurden aber im Februar 1918 auf Grund von Denunziationen (siehe unten) wieder aufgenommen, kamen aber wegen der politischen Umwäl- zung nach Kriegsende nicht mehr zum Abschluss. 56) Landesarchiv Berlin. A Pr. Br. Rep. 030-05, Nr. 2955 (191 7-18). Blatt 150 (20. Juni 1918). 87
	        

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