die Rotter mühelos in die NS-«Kraft durch Freude»- Ideologie gewendet werden konnte und als propa- gandistische Stütze des Regimes bis in die letzten Tage wirksam blieb.28 RICHARD BARS: SEIT 1928 NATIONAL- SOZIALISTISCH GESINNT Die plötzliche Kreditsperre durch Hentschke An- fang 1933 und der von ihm veranlasste «Funk- freunde»-Boykott der Aufführungen jener Rotter- Bühnen, deren Einnahmen er noch nicht gänzlich kontrollierte, bedeuteten für Fritz und Alfred Rotter noch nicht das automatische Ende. Sie hätten den Machtkampf mit Hilfe von aussen auch überstehen können - und hatten damals, Mitte Januar 1933, noch nicht aufgegeben. Schliesslich hatte der «Amtliche Buch- und Betriebsprüfer» des Finanz- Richard Bars, Leiter des Verbandes der Bühnen- schriftsteller und -kompo- nisten
amts Berlin-Mitte anderthalb Monate zuvor, im No- vember 1932, festgestellt, dass «die Theaterbe- triebsgesellschaften» der Rotter «sämtlich rentabel sind und wohl in der Lage wären, Steuern zu zah- len, wenn sie über ihre Betriebseinnahmen frei verfügen könnten.»29 Eine verzweifelte Suche nach einem Überbrückungskredit begann. Der Mann, der - wie im ersten Aufsatz beschrie- ben30 - mit seiner Pressekonferenz vom 17. Januar 1933 diese Verhandlungen schliesslich zum Schei- tern brachte, hiess Richard Bars, der Leiter des Verbandes der Bühnenschriftsteller und Bühnen- komponisten, zugleich Leiter der so genannten Zentralstelle der Bühnen-Autoren und -Verleger. Richard Bars trat mit dem Argument vor die Pres- se, der Verband der Bühnenschriftsteller und -kom- ponisten und der Verein der Bühnenverleger fühl- ten sich von den Verhandlungen der wichtigsten Gläubiger mit den Banken ausgeschlossen.31 Schon Ende Dezember hatte Bars im Publikati- onsorgan des Verbandes Deutscher Bühnenschrift- steller und Bühnenkomponisten, «Der Autor», be- kannt gegeben, die «Zentralstelle der Bühnenauto- ren und Verleger» habe «im Interesse der Autoren und Verlage ohne Rücksichtsnahme den Kampf ... aufgenommen» gegen «den größten Berliner Thea- terkonzern»,32 d.h. gegen die Rotter. Beim Ober- bühnenschiedsgericht hatte die Zentralstelle auch am 21. Dezember 1932 gegenüber den Rotter die tägliche Tantiemenzahlung erwirkt. In der Num- mer von Ende August 1932 von «Der Autor»33 hat- te Richard Bars erklärt: «Die Herren Generaldirek- toren Fritz und Alfred Rotter umgeben sich mit ei- nem Panzer von G.m.b.H.'s, zu deren Geschäftsfüh- rern sie zumeist ihre Angestellten machten.» Fritz Rotter hielt dazu am 20. März 1933, zwei Wochen vor dem Drama auf Gaflei, gegenüber Al- bert Ulimann, dem Gatten seiner Schwester Ella, fest: «Es ist schwer, wenn man erlebt, wie 20-jähri- ge aufopfernde, unermüdliche Arbeit in wenigen Tagen zerstört wird von Leuten, die nichts davon haben und sich selbst nur schädigen.»34 Fritz Rot- ter schien ganz entgangen zu sein, welche ganz ei- genen Ziele ihre Gegenspieler verfolgten - dass die- se durchaus etwas von ihrem Untergang <hatten>. 82