Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2007) (106)

die Geschlechterverteilung bei den kaufmännischen Lehrabschlüssen. Allgemein ist jedoch zu erkennen, dass sich auch im Jahre 1970 die weiblichen Lehr- linge noch deutlich auf weniger Berufe als die männlichen Lehrlinge verteilten. Die Lehrtöchter schlössen in sechs verschiedenen Berufen, die männlichen Lehrlinge hingegen in 32 verschiede- nen Berufen ihre Lehre ab. Neben der riesigen Dis- krepanz zwischen den Geschlechtern in Bezug auf die Anzahl der weiblichen und männlichen Lehrlin- ge sowie in Bezug auf die viel grössere Anzahl der männlichen Berufe, die zur Auswahl standen, fällt die Tendenz der weiblichen Lehrlinge einen kauf- männischen Beruf zu erlernen auf. Im Vergleich zu den vielen weiblichen kaufmännischen Angestell- ten, die ab den 1960er Jahren Büroberufe ergriffen, hatten jedoch nur wenige junge Frauen die dazuge- hörende qualifizierte Berufslehre gewählt. Dass trotzdem so viele ausgebildete Frauen zur Verfü- gung standen, war das Verdienst der Handelsschu- len und des Instituts St. Elisabeth, die eine theoreti- sche Ausbildung anboten. Es ist aus heutiger Sicht schwer verständlich, dass viele Büros und vor allem die Banken so lange Jahre keine weiblichen Lehrlin- ge ausbildeten. 
Bei der Ausbildung hatte sich allgemein gesehen seit der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zwar eini- ges gewandelt. Die Möghchkeiten der Mädchen be- treffend Ausbildung und Berufsplanung hatten sich aber im Vergleich zu den Chancen und der Förde- rungen der Buben kaum geändert. Aus der ge- schlechterwissenschaftlichen Perspektive kann man hier eindeutig von einem einseitigen Wandel und ei- ner Diskriminierung der Mädchenbildung spre- chen. WOHIN NACH DER SCHULE? BERUFSAUSSICHTEN IN DEN 1970ER JAHREN Auch 1973 hatte sich noch nicht allzu viel geändert. Seit Ende der 1960er Jahre standen den jungen Frauen einige Angebote an Lehrstellen oder höhe- ren Schulen zur Auswahl. Im Vergleich zu den 1940ern und 1950ern hatte sich zwar einiges getan, wenig aber im Vergleich zum rasanten Aufschwung und der daraus folgenden Vielfalt von Berufen und Ausbildungsmöglichkeiten für junge Männer. Die liechtensteinischen Medien gaben den Ein- druck wieder, dass eine qualifizierte Ausbildung nur für Männer wichtig sei und dass allein die männli- che Bevölkerung zum wirtschaftlichen Aufschwung beigetragen hatte. Tatsächlich waren die Männer die Hauptprofiteure des wirtschaftlichen Aufschwungs. 48
	        

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