Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2007) (106)

JOHANN ROMARICH BRÜGLER VON HERKULESBERG KARL HEINZ BURMEISTER DER FORSCHUNGSSTAND Unter dem Eindruck der Leistungen, die eine Per- son im Laufe ihres Lebens vollbracht hat, geraten biographische Darstellungen nicht selten in die Nähe einer verherrlichenden Apotheose. Die Mahn- worte «de mortuis nihil nisi bene» tragen das Ihre dazu bei. Und so wurde auch Johann Romarich Brügler bisher vorwiegend nach seinen theologi- schen und juristischen Werken als Autor gewürdigt. Man überging seine unheilvolle Tätigkeit in Vaduz und Schellenberg, die als die «Brüglerschen Pro- zessse» des Jahres 1679 in die Geschichte einge- gangen sind. Johann Romarich Brügler gehört selbstverständ- lich nicht zu den grossen Persönlichkeiten. In der deutschsprachigen Biographik spielt er nur eine höchst untergeordnete Rolle. Seine Biographie wur- de erst sehr spät aufgegriffen, und zwar von Jo- hann Christoph Adelung (1784).1 Die dort angege- benen Lebensdaten sind ungenau und unvollstän- dig, das Literaturverzeichnis hat nicht einmal die Hälfte seiner Werke erfasst. Etwas darüber hinaus geht ein Artikel in der slowenischen Biographie «Slovenski Biografski Leksikon» (1925/32)^, der vor allem die neue Erkenntnis über Brüglers Wir- ken in Slowenien bringt und sein Werkverzeichnis erweitert und korrigiert. Der Index Bio-Bibliogra- phicus notorum hominum3 verweist auf diese bei- den bis dahin erschienenen Artikel. Zuletzt hat der Deutsche Biographische Index (1998)4 das Lemma Brügler wieder aufgegriffen, bleibt aber in der Be- schränkung auf Adelung eher rückschrittlich. DIE HERKUNFT AUS EINER ELSÄSSISCHEN BEAMTENFAMILIE Johannes Romarich Brügler entstammt einer in ös- terreichischen Diensten stehenden elsässischen Beamtenfamilie. In der Freiburger Universitätsma- trikel treffen wir im ausgehenden 16. und im ange- henden 17. Jahrhundert mehrere Mitglieder dieser Familie: 1574/75 Johann Jakob Brügler aus Saint- Amarin (Haut-Rhin)5, 1607 Adam Brügler aus Saint-Amarin6 
und schliesslich 1617 Johann Christoph Brügler aus Saint-Amarin7. Vor allem diese letztgenannte Persönlichkeit, der Vater unseres Johann Romarich Brügler, repräsen- tiert mit einer typischen Karriere diese Familie. Jo- hann Christoph Brügler aus Saint-Amarin studierte in Freiburg seit 1617 und promovierte 1619 unter dem Vorsitz von Clemens Ciasmann zum Dr. utrius- que iuris. Seine Dissertation «Positiones Ivridicae. De actionibus/...» erschien im Druck in Freiburg bei Meyer 1619.s Er wurde kaiserlicher Hofpfalz- graf und war bei der vorderösterreichischen Regie- rung in Ensisheim tätig, ging aber dann wegen der Kriegsereignisse ins Exil nach Lothringen und Bur- gund. Von 1642 bis 1649 wirkte er als Kanzleiver- walter im Benediktinerkloster Ottobeuren.9 Am 5. August 1649 bewarb er sich von Memmingen aus um die kanonistische Professur an der Universität Freiburg im Breisgau, bat aber gleich darauf am 12. Oktober und am 17. November 1649 aus Aulen- dorf um Urlaub, weil er für den Grafen Wilhelm zu Königsegg-Rothenfels tätig werden wolle, beklagte sich dann aber am 11. Januar 1650 aus Aulendorf, dass man die Professur seinem Schwager Augustin 1) Adelung, Johann Christoph: Fortsetzung und Ergänzung zu Chris- tian Gottlieb Jöchcrs allg. Gel.=Lexico, Leipzig 1784 (Nachdruck Hil- desheim 1960). Sp. 2316 f. 2) Slovenski Biografski Leksikon. hg. v. Izidor Cankar und Franc Ksa- verLukman, Bd. 1, Laibach 1925/32, S. 62. 3) Index Bio-Bibliographicus notorum hominum. Pars C. Bd. 25. Osnabrück 1982. S. 14588. 4) Deutscher Biographischer Index, 2. Ausgabe, Bd. 1. München 1998. S. 455. 5) Mayer: Hermann: Die Matrikel der Universität Freiburg i. Br. von 1460-1656. Bd. 1-2. Freiburg i. Br., 1907/10, S. 547. 6) Mayer (wie Anm. 5), S. 745. 7) Ebenda, S. 794, Nr. 22. 8) Ein Exemplar dieses Buches befindet sich in der Universitätsbiblio- thek Heidelberg. 9) Kolb. Aegidius (Hrsg.): Ottobeuren, Schicksal einer schwäbischen Reichsabtei. Kempten. 1986. S. 243; hier wird angegeben, dass er bis 1646 Kanzleiverwaltor war. Brügler selbst sagt jedoch in dem zitier- ten Bewerbungsschreiben vom 5. August 1649. dass er sieben Jahre in Ottobeuren die Kanzlei verwaltet habe. 157
	        

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