Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (2006) (105)

Liechtenstein und der inter- nationale Kunstmarkt 1933-1945 SAMMLUNGEN UND IHRE PROVENIENZEN IM SPANNUNGSFELD VON FLUCHT, RAUB UND RESTITUTION GABRIELE ANDERL Esther Tisa Francini: Liechtenstein und der internationale Kunstmarkt 1933-1945. Sammlungen und ihre Provenienzen im Spannungsfeld von Flucht, Raub und Restitution. UHK-Studie 4. Vaduz, Zürich 2005. 296 S. CHF 38.-. ISBN 3-906393-37-2 (Historischer Verein) ISBN 3-0340-0804-3 (Chronos Verlag) 
Liechtenstein und der internationale Kunstmarkt 1933-1945 ammlungen und ihre Provonier n Spannungsfeld von Flucht. R, 
Die Arbeit der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz - Zweiter Weltkrieg sowie die zahlreichen, seit Kriegsende kursierenden Gerüchte über die Verschiebung von Raubgut nach und über Liechten- stein haben 2001 - spät aber doch - die liechtenstei- nische Regierung dazu bewogen, eine Unabhängige Historikerkommission Liechtenstein Zweiter Welt- krieg (UHK) mit der wissenschaftlichen Aufarbei- tung der Vergangenheit zu beauftragen. Wie etwa auch in Österreich ist diese Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte nicht ganz aus freien Stücken erfolgt, wie Esther Tisa Francini in ihrer kürzlich publizierten Studie anmerkt, sondern «auf ausländischen Druck - vor allem des World Jewish Congress». Tisa erhielt von der Unabhängigen Historiker- kommission Liechtenstein Zweiter Weltkrieg den konkreten Auftrag, den Transfer von Kulturgütern - Bildern, kunsthandwerklichen Objekten, Porzellan, Teppichen, Briefmarken, Schmuckstücken und Mö- beln -während der NS-Zeit nach Liechtenstein oder über Liechtenstein in ein Drittland zu untersuchen und dabei speziell nach geraubten oder «arisierten» Objekten und Sammlungen zu fahnden. Die Schwei- zer Historikerin hatte sich bereits im Rahmen der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz - Zweiter Weltkrieg eingehend mit dem Thema Raub- kunst befasst. In dem gemeinsam mit Anja Heuss und Georg Kreis 2001 publizierten Bericht über den Transfer von Kulturgütern in und über die Schweiz während der Jahre 1933 bis 1945 hat sie die in der Kunstraubforschung inzwischen unabdingbaren Begriffe «Fluchtgut» und «Raubgut» mitgeprägt. Unter Fluchtgut werden Kulturgüter verstanden, die von Verfolgten des NS-Regimes beziehungsweise in deren Auftrag ins Ausland verbracht worden sind, während unter Raubgut widerrechtlich und ent- schädigungslos entzogene Kulturgüter subsumiert werden. Die Identifizierung von Objekten als Flucht- und Raubgut erfolgt mittels Provenienzrecherche - die möglichst lückenlose Erforschung der Herkunft von Beständen und Objekten. Im Zusammenhang mit der NS-Zeit ist die Herkunft aller nach 1933 er- worbenen Objekte abzuklären, was auch Erwer- bungen in der Zeit nach 1945 einschliessen kann. 258
	        

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