Liechtensteinische Finanz- beziehungen zur Zeit des Nationalsozialismus PETRA BARTELMESS Hanspeter Lussy, Rodrigo Lopez: Liechtensteinische Finanzbeziehungen zur Zeit des Nationalsozialismus Vaduz, Zürich 2005. 2 Bände. UHK-Studie 3. Vaduz, Zürich 2005. 819 S. CHF 78.-. ISBN 3-906393-36-4 (Historischer Verein) ISBN 3-0340-0803-1 (Chronos Verlag)
Hanipetef Lussy • Rodrigo Lopei Liechtensteinische Finanzbeziehungei zur Zeit des Nationalsozialismus Hanspeler Lussy Rodrigo Lopez Liechtensteinische Finanzbeziehungen zur Zeit des Nationalsozialismus
Während eines Spiegel-Interviews im Juli 2000 in- formierte Elan Steinberg, damaliger Generalse- kretär des World Jewish Congress, dass liechten- steinische Banken «gemeinsam mit den Nazis» ge- raubtes Geld, Gold und Kunst versteckt hätten.1 «Fluchtburg Liechtenstein» - so benannte auch der Schweizer Journalist Beat Balzli eines der Kapitel in seinem 1997 erschienen Buch «Treuhänder des Reichs».2 Die Gerüchteküche über klandestine Fi- nanzgeschäfte der Nazis im Fürstentum begann in den letzten Monaten des Krieges zu schwelen. Das öffentliche Interesse an dieser Angelegenheit dauer- te, mit Unterbrüchen, bis in die jüngste Vergangen- heit an. Ende der 1990er Jahre, im Kontext des wie- dererwachten Interesses an den noch ungeklärt ge- bliebenen Fragen und Hinterlassenschaften des Zweiten Weltkriegs, drängte sich eine Überprüfung dieses umstrittenen Kapitels in der Geschichte des liechtensteinischen Finanzplatzes auf. Analog zum schweizerischen Modell berief die liechtensteini- sche Regierung im Mai 2001 die Unabhängige His- torikerkommission Liechtenstein Zweiter Weltkrieg (UHK), die der Sache nachgehen sollte. Im Auftrag dieser Historikerkommission unter- suchte das Autorenteam Hanspeter Lussy und Ro- drigo Lopez, beide ehemalige Mitarbeiter der Unab- hängigen Expertenkommission Schweiz - Zweiter Weltkrieg (UEK), die liechtensteinischen Finanzbe- ziehungen zu Zeiten des Nationalsozialismus. Der von ihnen verfasste UHK-Studienband Nr. 3 widmet sich der Frage der Finanzgeschäfte mit Kunden aus dem «Dritten Reich»; dies sowohl aus der Perspekti- ve der vom Nationalsozialismus verfolgten Opfer als auch aus der Sicht der Täter und Nutzniesser des NS-Regimes. Ihre rund 800 Seiten umfassende Dar- stellung enthält eine Fülle an Informationen über System, Akteure, Methoden und Prozeduren, die während des Zweiten Weltkrieges auf dem liechten- steinischen Finanzplatz in diesem Kontext zum Zug kamen. Auf welcher Quellenbasis baut die Untersuchung auf? Wie aus dem Quellenverzeichnis hervorgeht, reichte die Recherche vom Liechtensteinischen Lan- desarchiv über die öffentlichen Archive in der Schweiz, in Österreich, in Deutschland, in den USA, 254